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„Völkerball“: Die Rammstein Tribute Show – Flüssiggas für ein heißes Konzert


Feuersäulen, Flammenbälle und Feuerpfeile heizten die Stimmung unter den mehr als fünfzehnhundert Besuchern des Konzerts der Rammstein Tribute Band „Völkerball“ im thüringischen Gera an. Und das keineswegs unter freien Himmel, sondern in der bis auf den letzten Platz ausverkauften Kongresshalle.

 

(Bild: © Lothar Lüssem Fotografie)

(Bild: © Lothar Lüssem Fotografie)

(Bild: Pressefoto Völkerball)

Bis zu 16 Showflammanlagen installiert BenFire für einen Auftritt von Völkerball; eine jede ist mit vier Einweg-Kartuschen à 300 ml Flüssiggas bestückt. (Bild: Sebastian Bender)

Der Testlauf vor dem Auftritt der Band soll sicherstellen, dass Feuer, Licht und Sound perfekt aufeinander abgestimmt sind. (Bild: Sebastian Bender)

 

2008 traten Völkerball erstmals mit ihrer Vision an, den Sound und die einzigartige Atmosphäre einer Rammstein-Show auf die Bühne zu bringen. 15 Jahre später überzeugen die Musiker um Frontmann René Anlauff ein­geschworene Rammstein-Fans ebenso wie diejenigen, die sich eher zufällig oder aus reiner Neugierde in eines ihrer Konzerte ver­irren. Sagt man ­dieser Band doch nach mehreren Hundert Konzerten in ganz Europa nach, die denkbar authentischste Rammstein ­Tribute Show auf die Bühne zu bringen: Stetig wachsende ­Zuschauerzahlen, immer größere Bühnen und immer faszinierendere ­Pyrotechnik sprechen für sich.

Das Konzert in Gera übertrifft all diese Erwartungen. Beiderseits der in Dunkelheit gehüllten Bühne signalisiert ein Display sekündlich den Countdown: Noch fünf, vier, drei, zwei, eine Sekunde – bei Zero eröffnet ein ohrenbetäubender Lärm das Spektakel. Eine Feuerwand gibt den Blick frei auf eine maschinelle Szenerie, über der hoch oben der Schlagzeuger thront. Im nun aufsteigenden Nebel sind die übrigen Musiker zunächst nur schemenhaft zu erkennen. Doch nach und nach erhellt sich die Bühne und René Anlauff entführt das Publikum mit seiner charakteristisch sonoren Stimme durch eine Inszenierung aus musiksynchroner Lichtshow, präzise gesetzten Pyroeffekten und dem unverkennbaren Völkerball-Sound. Gehörschutz ist angebracht, die Augen sollte man jedoch nicht verschließen und der Hitze des Feuers kann man sich selbst in den hintersten Reihen nicht entziehen.

 

Flüssiggas befeuert die Szenerie

Flüssiggas ist der beste Energieträger, um große Flammenbälle oder Feuersäulen unkompliziert und kontrolliert emporschnellen zu lassen: dafür sprechen seine präzise Zündung sowie die berechenbare Verbrennung. Keine Frage also, dass auch ­Völkerball bei der Pyrotechnik auf Flüssiggas setzt. Nutzte ­Völkerball ­anfangs einfache Feuersäulen aus Einmalkartuschen chinesischer Provenienz, wurden die pyrotechnischen Effekte dank der Zusammenarbeit mit der Neuwieder Firma BenFire nicht nur umfangreicher, sondern auch raffinierter. Dabei war es keineswegs die räumliche Nähe, die Sebastian Bender und René Anlauff zusammenbrachte (die beiden führenden Köpfe trennen keine 30 km), sondern die eher zufällige Zusammenarbeit anlässlich eines Musikfestivals im Sommer 2017, bei dem ­BenFire die Pyrotechnik vonseiten des Veranstalters verantwortete.

„Vor allem der Main Act sollte pyrotechnisch unterlegt werden“, erinnert sich BenFire-Geschäftsführer Sebastian Bender. „Und der Main Act, das waren Völkerball.“ Bei Völkerball wiederum war man begeistert von den zusätzlichen Elementen, die BenFire an der Bühne platzierte – kurz, die Idee der kontinuierlichen Zusammenarbeit kam auf und wurde per 1. Januar 2018 vertraglich besiegelt. „Seither begleiten wir alle Auftritte von Völkerball, ganz gleich, wo sie stattfinden, mit drei bis vier Mitarbeitern unseres insgesamt neunköpfigen Teams,“ so Bender. Hat man zunächst die pyrotechnische Show des Vorgängers übernommen, so wurde sie schon bald Stück für Stück weiterent­wickelt.

„Natürlich haben wir dabei immer das Original vor ­Augen und versuchen, szenisch so zu agieren, wie Rammstein es macht“, ­erläutert Bender. „Das Repertoire von Völkerball ist ja auf Rammstein beschränkt, und solange Rammstein kein neues Lied auf die Bühne bringt, müssen wir szenisch, kulissentechnisch und von den Requisiten her für ein unterhaltsames Programm sorgen.“ Da ist es gut, dass sich auch die Gerätetechnik im Lauf der Zeit weiterentwickelt: „Über die Jahre hinweg konnten wir viele neue Elemente in die Show einbauen“, so Bender, „von denen ­etliche auch in Gera zu sehen waren.“

 

Pyrotechnik mit Flüssiggas im Innenraum

Offenes Feuer bei einer Veranstaltung mit 1500 Menschen im Innenraum, das ist eigentlich undenkbar. Eigentlich – denn von der Versammlungsstätten-Verordnung, die dieses verbietet, kann eine Befreiung beantragt werden. Um den involvierten Be­hörden die Beurteilung zu ermöglichen, hat BenFire ein 40-seitiges ­Sicherheitskonzept ausgearbeitet, in dem die mögliche Gefährdungen und vorbeugenden Gegenmaßnahmen dargestellt ­werden. „Das Konzept ist sehr allgemein formuliert und kann von der Behörde entsprechend der jeweiligen räumlichen ­Ge­gebenheiten adaptiert werden.“ Letztlich entscheidet jede ­Behörde auf Grundlage dieser Gefährdungsbeurteilung ­eigenverantwortlich, welcher Umfang an Pyrotechnik genehmigungsfähig ist oder wo Zugeständnisse an die baulichen Gegebenheiten gemacht werden müssen. „Das kann eine Brand­wache sein, also zwei Feuerwehrleute in Ausgehuniform, die im Fall einer Havarie das Kommando übernehmen, oder aber ein Löschfahrzeug, das vor der ­Halle zum unverzüglichen Einsatz bereitsteht.“ Diese Sicherheits­vorkehrungen sind durchaus begründet: müssen während der Show doch die Brandmelder ausgeschaltet werden, damit sie nicht unbeabsichtigt die Sprinkleranlage in Gang setzen.

 

Ausgefeilte Gerätetechnik

Erschöpfte Pyrotechnik in geschlossenen Räumen sich anfangs auf ca. 1,5 m hohe Feuersäulen aus 300-ml-Kartuschen, so kommt heutzutage eine ausgefeilte Gerätetechnik zum Einsatz, in der viele sicherheitstechnische Aspekte bereits integriert sind. Bis zu 16 sogenannter „Showflammanlagen“ installiert BenFire für ­einen Auftritt von Völkerball; eine jede ist mit vier Einweg-­Kar­tuschen à 300 ml Propan-/Butangemisch bestückt. Rein theo­retisch dürfen in Veranstaltungsräumen pro 500 m3 Raum­inhalt bis zu acht Druckgasbehälter von max. 14 kg Füllgewicht aufgestellt werden. BenFire verwendet trotzdem vorzugs­weise die 300-ml-Einwegkartuschen, um nicht mehr Gefahrstoff als ­un­bedingt erforderlich in den Raum einzubringen. Jedes Gerät ist mit einem 360-Grad-Kippsensor ausgestattet. Einmal platziert, wird seine Lage im Raum mittels dreier Achsen präzise erfasst und diese Position auf einem Rechner hinterlegt. Bei einer Abweichung von mehr als fünf Grad, ganz gleich in welcher Achse – wenn beispielsweise ein Musiker ver­sehentlich dagegen­getreten ist – schaltet sich das Gerät selbsttätig ab. Weiterer ­Sicherheitsfaktor ist eine Zündspulenüberwachung, die überprüft, ob eine Zündspannung anliegt. Sie verhindert das unbeabsichtigte Freisetzen einer Gaswolke, die dann nicht gezündet werden könnte. Zu­sätzlich zu der Zündspule wird auch die Flamme selbst mit einem optischen Sensor überwacht. Nicht zuletzt kann die Anzahl der tolerierbaren Zündaussetzer ein­gestellt werden. Hintergrund ist der, dass beim Versagen einer einzigen Zündung nicht gleich die ganze Show eliminiert wird. „Wir tolerieren zwei Zünd­aussetzer“, so Bender, „danach schaltet sich das Gerät selbsttätig ab.“

 

Musik und Feuerwerk im Takt

Um die Synchronität zur Musik zu erreichen, ist die Pyrotechnik für jedes Musikstück auf einer Zeitachse programmiert. Zu Beginn jeden neuen Songs wird die Zeitachse gestartet und den Musikern ein Takt eingespielt, ähnlich einem Metronom, der es ihnen ermöglicht, sich auf die fixe Programmierung der ­Pyrotechnik abzustimmen. Gestartet wird der Zeitstrahl in der ­Regel von einem Steuerpult, das direkt neben dem Steuerpult der ­Musikanlage irgendwo abseits des Zuschauerraums angeordnet ist. So können die beiden Techniker sich jederzeit auf ­Zuruf ­verständigen. Es gibt aber auch Feuerwerk, das direkt von der Bühnenkante aus „gedrückt“ (das heißt: manuell gesteuert) wird – das ist regelmäßig bei sogenannten „gefährlichen“ Handlungen der Fall. Auch für dieses Feuerwerk gibt es vom regulären Steuerpult aus die Information zur Zeitachse. Diese läuft jedoch über einen separaten Rechner, der von einem Pyrotechniker an der Bühne überwacht wird, der wiederrum zum gesetzten Zeitpunkt das Feuerwerk auslöst.

 

Farbige Feuerbälle dank Blütenstaub?

Was hat es mit dem vielzitierten Blütenstaub auf sich, der angeblich die rotorange Farbe der Feuereffekte ausmacht? „Rein gar nichts“, sagt Bender. „Flüssiggas verbrennt nur im idealen Verhältnis von Gas zu Sauerstoff mit weiß-blauer Flamme. Kommt mehr Sauerstoff hinzu, färbt der steigende Anteil an Ruß die Flamme gelblich. Und in dem Moment, wo das Magnetventil am Druckgasbehälter öffnet und das Medium von der flüssigen in den gasförmige Phase übergeht, kommt jede Menge Sauerstoff mit ins Spiel. Es ist die Verbrennung des Sauerstoffs, der die gelblich-rote Farbe ausmacht.“ Trotzdem verzichtet auch BenFire nicht ganz auf Blütenstaub. „Es gibt diese Szene, bei der der Keyboarder in einem Fass sitzt und der Frontmann einen Flammenwerfer draufhält: Hier verwenden wir Blütenstaub. Gegenüber Flüssiggas ist diese Flamme deutlich kälter, ganz einfach deshalb, weil die Energiedichte von Blütenstaub geringer ist als die von Flüssiggas. Dabei machen wir uns das physikalische Gesetz zunutze, wonach fein zerstäubte Stäube kurzzeitig brennen – der Blütenstaub hat zudem ätherische Öle, die die schöne Flammenfarbe erzeugen.“

 

Die nächsten Projekte

Vom Blütenstaub ist es nicht mehr weit bis zur grünen Wiese, ­respektive der Wiese von Wacken, einem der weltweit renommiertesten Heavy Metal Festivals, das alljährlich in der ersten August­woche in Schleswig-Holstein stattfindet. Im kommenden Jahr verantwortet BenFire dort die Pyrotechnik für den Auftritt der (so die Selbstbeschreibung) Mittelalter-Rockband „In ­Extremo“. Was den Auftritt von In Extremo ausmachen wird, das will Sebastian Bender  allerdings jetzt noch nicht verraten. Nur so viel: Auch hier ist Flüssiggas selbstverständlich wieder mit im Spiel. 

Text: Anne Marie Ring

www.voelkerball.eu

www.benfirepyrotechnik.com

 

 

 

 

 

 


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