Sicher und ressourcenschonend: Gasflaschenregenerierung
Mitten im Ruhrgebiet, auf dem historischen Boden einer früheren Zechenanlage, entsteht ein hochmodernes Zentrum für die Aufbereitung von Propangasflaschen: Die Gasflaschen Klinik Dortmund GmbH. Was als mutige Idee begann, entwickelt sich nun zu einem der leistungsfähigsten Regenerationswerke Deutschlands – mit klarem Fokus auf Qualität, Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung.
Auf neuestem Stand der Technik: Die Regenerierungsanlage Dortmund Kurl führt die Arbeit der Cagogas weiter. Im Bild: Druckprüfung in der modernen Druckmessanlage. (Bild: Gasflaschen Klinik)
Die regenerierten und geprüften Flaschen erhalten einen Schutzkappenaufsatz und werden in Transportboxen eingeordnet. (Bild: Glasflaschen Klinik)
Zertifiziert und mit neuer Werbebeschriftung versehen, sind die regenierten Gasflaschen fertig zum erneuten Einsatz. Momentan beträgt die Kapazität der Gasflaschen Klinik 1.000 Flaschen pro Tag. Ziel ist es, 1 Mio. Flaschen pro Jahr aufzubereiten und zurück in den Kreislauf führen. Damit können im Vergleich zu neu produzierten Gasflaschen bis zu 10.000 t CO2 eingespart werden. (Bild: Gasflaschen Klinik)
Sicherheit steht an erster Stelle, wenn es um den Umgang mit Propangas geht. Damit alle Sicherheitsstandards eingehalten werden, müssen Stahlflaschen regelmäßig überprüft und – bei Bedarf – regeneriert werden. Nur dann kann die Prüffrist um weitere 10 bzw. 15 Jahre verlängert werden.
Unternehmensgründung durch ein starkes Team mit klaren Zielen
Als sie erfuhren, dass das Dortmunder Unternehmen Cagogas beabsichtigt, seine Aktivitäten im Bereich Flaschenregenerierung wegen Platzmangel einzustellen, fassten Bodo und Anke Hicking, Henrik Reckert und Jovan Smiljic einen Entschluss: Sie wollten auf rund 40.000 m² Fläche, zentral in Dortmund-Kurl, Raum für eine industrielle Wiederbelebung schaffen und gleichzeitig neue Maßstäbe in Sachen Sicherheit, Effizienz und Umweltbewusstsein setzen – getreu dem Motto: „Sicherheit ist kein Zufall – sie ist das Ergebnis von Sorgfalt, Wissen und Verantwortung.“ Wichtig war den Unternehmern vor allem, Arbeitsplätze zu schaffen, Verantwortung zu übernehmen und Qualität zu garantieren. Ca. 6 Mio. Euro wurden insgesamt investiert, um die Gasflaschen Klinik Dortmund GmbH zum Leben zu erwecken. Die Geschäftsführung hat Jovan Smiljic übernommen, die technische Leitung liegt bei Henrik Reckert.
Technologie trifft Handwerk
In der ersten von insgesamt sechs Hallen entsteht eine vollautomatische Lackierstraße mit Robotertechnik, die eine besonders gleichmäßige und langlebige Beschichtung jeder Flasche ermöglicht. Zusätzlich sorgt ein durchgängiges Prüf- und Qualitätssicherungssystem für die lückenlose Dokumentation jeder einzelnen Flasche. Momentan beträgt die Tagesleistung bis zu 1.000 Flaschen. Erklärtes Ziel für die Zukunft ist es, 1 Mio. Flaschen jährlich zu regenerieren.
Neu gegen Alt – und zurück in den Kreislauf
Das System funktioniert folgendermaßen: Der Kunde gibt seine gebrauchten Flaschen ab und erhält im Gegenzug aus dem Lager der Gasflaschen Klinik wahlweise neue oder aufbereitete Gasflaschen. Die zurückgegebenen Gasflaschen werden in der Gasflaschen Klinik zunächst in mehreren Arbeitsschritten sorgfältig geprüft – von der visuellen Inspektion bis hin zur Druckprüfung. Anschließend werden sie aufbereitet, beschichtet und dokumentiert. Danach gehen sie als zertifizierte Gebrauchtflaschen wieder in den Umlauf. So entsteht ein ökologisch sinnvoller Kreislauf – ressourcenschonend, wirtschaftlich, sicher. Die Zertifizierung erfolgt durch TÜV oder DEKRA.
Arbeitsschritte
Bereits bei Annahme wird jede Flasche einer gründlichen äußeren Sichtprüfung unterzogen. Dabei wird gecheckt, ob der Handgriff beschädigt oder verbogen, der Fußring beschädigt oder deformiert ist oder ob sichtbare Beulen oder starke Korrosionsschäden vorhanden sind. Flaschen, die diese Mängel aufweisen, werden zur Verschrottung aussortiert. Dafür wird die beschädigte Flasche zunächst vollständig evakuiert, indem man restliche Gasmengen mittels Unterdruck sicher absaugt. Im Anschluss wird das Flaschenventil fachgerecht herausgeschraubt, die Flasche mit Wasser vollständig gefällt und mehrfach gespült, um jegliche Gasrückstände sicher zu entfernen. Die gespülte Flasche wird in der Mitte aufgeschnitten und dem Schrotthändler als Altmetall übergeben.
Auch bei Flaschen, die die Sichtprüfung bestehen, wird zunächst das Restgas vollständig mit Unterdruck abgesaugt, um ein vollständig gas- und luftfreies Flascheninneres zu erhalten. Nach Ausbau des Ventils wird jede Flasche mit einem geeigneten Stopfen verschlossen. Dann folgt die Druckprüfung. Dazu wird die Flasche in ein Prüfgestell montiert und für 30 Sekunden mit 30 bar Druck beaufschlagt. Hält eine Flasche den Druck konstant, gilt sie als dicht. Fällt der Druck ab, ist sie undicht und wird ausgesondert.
Dichte Flaschen kommen in einen Spezialofen, der sie auf ca. 500 °C erhitzt. Dadurch wird die bestehende Lackschicht vollständig entfernt. Nach dem Ofenprozess wird die Flasche außen sandgestrahlt, um Rückstände, Rost und Unebenheiten zu entfernen und die Oberfläche aufzurauen. Im Anschluss erfolgt die elektrostatische Pulverbeschichtung der Flasche. Das aufgebrachte Pulver wird im Einbrennofen fixiert. Ist der Brennvorgang abgeschlossen, wird die Flasche von innen mittels geeigneter Prüfmittel kontrolliert, um sicherzustellen, dass keine Fremdkörper oder Schäden vorliegen.
Nach erfolgreicher Innenkontrolle wird ein fachgerecht gedichtetes Ventil montiert, die Flasche wird gewogen und mit den gesetzlichen Kennzeichnung versehen – mit Angaben zum Tara-Gewicht, Prüfdaten, der zulässigen Nutzungsdauer (je nach Flaschenart i.d.R. 10 oder 15 Jahre).
Abschließend wird die Werbebeschriftung (z. B. Firmenlogo) sowie ein Schutzkappenaufsatz angebracht, die Flasche wird in eine Transportbox eingeordnet und für den Rücktransport vorbereitet.
Dieser gesamte Ablauf wiederholt sich bei jeder Flasche vollständig und lückenlos gemäß den Vorgaben der BetrSichV, TRG 280 und einschlägigen DIN-Normen.
Grundprinzip Nachhaltigkeit
Jede aufbereitete Flasche spart bis zu 10 kg CO₂ gegenüber einer Neuproduktion.
Automatisierte Prozesse sorgen für geringen Energieverbrauch und höchste Wiederverwertungsrate – ganz im Sinne moderner Industrieökologie. Gleichzeitig investiert das Unternehmen in regionale Arbeitsplätze und langfristige Qualifikation – für eine gesunde Zukunft in Dortmund und darüber hinaus.
Die nächsten Schritte: TÜV-konforme Eigenprüfung und Expansion
Henrik Reckert, Meister im Gas- und Wasserinstallateur-Handwerk, bereitet sich derzeit auf die DEKRA-Prüfung vor, um künftig die Eigenverantwortung der Prüfprozesse übernehmen zu können – ein bedeutender Schritt zur Anerkennung als zertifizierte Eigenprüfstelle (nach BetrSichV § 14). Für die Kunden der Gasflaschen Klinik würde das nicht nur weiterhin 100 %ige Sicherheit nach Vorschrift und zertifizierte Abläufe sowie lückenlose Prüfprotokolle bedeuten – die Durchführung könnte auch schneller und günstiger erfolgen als bei externen Prüfzyklen.
Für die Zukunft planen die Unternehmer den Ausbau ihrer Geschäftsaktivitäten. Folgende weitere Schritte stehen auf ihrer Agenda:
- Regionale Produktion von Gasflaschenboxen, Automaten und Halterungen
- Aufbau eines Netzwerks von Verkaufsstellen und Automaten in Dortmund
- Entwicklung einer eigenen Propangas-Verkaufsbox (36-Flaschen-System)
- Lieferzeit: unter 24 Stunden in ganz NRW
- Bonus- und Tauschsysteme für gewerbliche Kunden in Planung