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Schwarz auf weiß: Echtzeit-Routing der CO2-Minderung von Kraftstoffen durch VTA-Software


An der Sprint-Tankstelle in Berlin-Friedrichshain erhalten HVO-Kunden erstmals im Echtzeit-Routing eine Bescheinigung der ­CO2-Einsparung ihrer Tankfüllung.

 

HVO-Kunden sind kritischer beim Kraftstoffkauf: Während Privatkunden natürlich wissen möchten, wie viel CO2 sie mit einer Tankfüllung eingespart haben, wollen Flottenkunden den Wertfür die eigene Nachhaltigkeitsberichterstattung nutzen. Für alle gilt: Je mehr, desto besser. (Bild: Wolfgang Kröger)

Der alte Wert, eine konservative Schätzung, lag bei 85 % CO2-Einsparung beim HVO-Kraftstoff. (Bild: Wolfgang Kröger)

Beim Echtzeit-Routing der CO2-Daten kam man auf 96 % CO2-Einsparung, wie der neue

Kassenbon ausweist. (Bild: Wolfgang Kröger)

Vom Tanklager bis an die Zapfsäule und in das Kassensystem: Mit CEETRAC wird die CO2-Einsparung sofort und zuverlässig beim Kauf sichtbar. Diesen transparenten Weg kann man mit allen nachhaltigen Energieträgern und Blends beschreiten. (Bild: Wolfgang Kröger)

 

„Können Sie mir verlässlich die CO2-Einsparung dokumentieren, die ich mit jeder Tankfüllung HVO realisiert habe?“ So oder so ähnlich lauten derzeit wohl die meisten Fragen, die dem Energiehandel nicht nur von gewerblichen Kunden gestellt werden. Verständlich, denn deren Ziel dürfte es vorrangig sein, dass sich der Mehrpreis für HVO im Vergleich zu herkömmlichem Diesel B7 auch auf die unternehmenseigene CO2-Bilanz positiv auswirkt.

In einem gemeinsamen Pilotversuch mit der Tankstellenkette Sprint in Berlin hat die VTA Software GmbH aus Gelsenkirchen jetzt die Antwort auf diese Frage gefunden: An der Sprint-Tankstelle in Berlin-Friedrichshain können HVO-Kunden erstmals im Echtzeit-Routing die CO2-Einsparung ihrer Tankfüllung beschei­nigt bekommen – und zwar auf der Basis belastbarer zollgeprüfter Daten und anhand der Nachhaltigkeitsnachweise, die in der deutschen Datenbank Nabisy verzeichnet sind. Wirtschaftsprüfer, die die Daten im Rahmen der Bilanzerstellung überprüfen, können diese Emissionseinsparungen verlässlich zurückverfolgen. Kurzum: Verlässlicher geht es nicht, denn CEETRAC operiert mit Daten, die seitens der Zoll­behörde streng überwacht werden.

 

Pilotversuch erfolgreich

Mit dem Pilotversuch in einer Koopera­tion mit Sprint, BMV und der VTA Software Services GmbH sowie dem beteilig­ten Kassensystembetreiber Huth konnte man diesen ersten Meilenstein erfolgreich realisieren. Doch damit steht CEETRAC erst am Anfang eines langen Weges. Neben HVO können zukünftig auch B7, B10, E5, E10, eFuels und andere nachhaltige Energieträger sowohl für die gesetzlichen Anforderungen der CSRD als auch für die künftige freiwillige Kommunikation der CO2-Daten genutzt werden.

 

Auch für Brennstoffe möglich

Der Weg, der hier erstmals eröffnet wurde, kann sowohl für Kraft- als auch für Brennstoffe genutzt werden, um CO2-Daten und künftig auch weitere relevante Parameter bis zum Endkunden verlässlich durch­zuleiten.

Dazu erklärt VTA-Software-Geschäftsführer Johannes Kuhlmann: „Unsere neue Software muss man sich wie eine Straße vorstellen: Ist sie erst einmal in Betrieb, können darauf natürlich alle Kraftfahrzeuge fahren. Ähnlich ist es bei CEETRAC. Da die Funktionstüchtigkeit im Pilotversuch erstmals nachgewiesen wurde, können sowohl Kraftstoffe als auch Brennstoffe nachverfolgt werden, um deren Eigenschaften auditsicher bis zum Endkunden durchzuleiten.

 

Software begleitet die Lieferkette

Doch wie funktioniert das im Detail? Nachhaltige Kraftstoffe werden in der Nabisy Anwendung verwaltet. In Kombination mit einem Massenbilanzsystem (z. B. CEEMAS) werden diese Nachweise mit den Bewegungsdaten kombiniert und dem jeweiligen Produkt zugewiesen. Durch diese Zuweisung kann der Nachweis das Produkt in seiner Lieferkette begleiten. Nabisy steht für „Nachhaltiges Biomasse System” und ist eine staatliche Webanwendung, die von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) betrieben wird. Sie dient dem Nachweis der Nachhaltigkeit von Biomasse gemäß der EU-Richtlinie (EU) 2018/2001 (RED II/RED III). Für die Anmeldung in Nabisy nutzt die Energiebranche überwiegend das von der VTA Software betriebene Programm CEEMAS.

 

95 % der versteuerten Menge DK/OK über CEEMAS

Ca. 95 % der in Deutschland versteuerten Menge an Diesel- und Ottokraftstoffen werden über CEEMAS bei der Biokraftstoffquotenstelle (beim Hauptzollamt Frankfurt/Oder mit Dienstsitz in Cottbus) angemeldet. Dazu werden sowohl die Daten aus den Steuerlägern als auch aus dem Nachhaltigkeitsnachweis genutzt. Beim Nachhaltigkeitsnachweis handelt es sich um ein offizielles Dokument, das belegt, dass ein Biokraftstoff oder eine Biomasse die gesetzlichen Nachhaltigkeits­anforderungen auf Grundlage der RED erfüllt. ­Mineralölunternehmen und andere Marktteilnehmer müssen die Nachweise einreichen, um ihre gesetzliche vorgeschriebene CO2-Reduktionsverpflichtung zu erfüllen.

 

THG-Quote unterstützt Preisbildung

Unternehmen, die rein fossile Kraftstoffe verkaufen und damit die vorgeschriebene Quote nicht erfüllen, können THG-Quotenanteile von Marktteilnehmern ­erwerben, die die Quote übererfüllen, wie z. B. Verkäufer von reinen Biokraftstoffen. ­Angebot und Nachfrage regeln hier den Preis. Wer zu wenig Biokraftstoffe in Verkehr bringt, muss THG-Quote kaufen, was den Preis der fossilen Kraftstoffe des jeweiligen Unternehmens zwangsläufig erhöht. Umgekehrt können Biokraftstoff-Hersteller aus dem Verkaufserlös der THG-Quote nicht unerhebliche Summen generieren, mit denen die Preise der in der Herstellung oftmals teureren nachhaltigen Kraftstoffe zumindest teilweise reduziert werden. Sichtbar wurde das in der Vergangenheit beim HVO: Je nach den Preisen, die mit der THG-Quote erzielt wurden, konnte der Verkaufspreis an der Tankstelle um bis zu 30 Cent reduziert werden.

 

CEEMAS übergibt CO2-Daten an CEETRAC

Die Daten der Nachhaltigkeitsnachweise zeigen u. a. Herkunft und Art der Biomasse, ihre CO2-Einsparung (in gCO2eq/MJ), die Menge, das Produktionsland und das jeweilige Zertifizierungssystem auf. Diese Daten werden über CEEMAS aus den Nachweisen der Nabisy-Datenbank übernommen. Einer der relevantesten Werte, nämlich die CO2-Emission, liegt in CEEMAS vor und kann, sofern der CEEMAS-Nutzer künftig auch CEETRAC nutzt, problemlos an die Tankstelle und damit an das Kassensystem übertragen werden.

 

Nachverfolgung bis zur Tankstelle möglich

Im vereinfachten Beispiel am Kraftstoff HVO funktioniert das wie folgt: Per Schiff wird eine größere Menge HVO in ein Tanklager eingelagert. Der Lieferant überträgt in Nabisy dem Käufer für diese Menge ­einen Nachhaltigkeitsnachweis auf dessen Konto. Ein Tankwagen holt davon eine kleinere Menge ab. Ab diesem Punkt wird die Energiesteuer fällig. Es wird im Massenbilanzsystem (CEEMAS) ein Teilnachweis des zuvor übertragenen Nachhaltigkeitsnachweises erstellt, der den TKW künftig mit begleitet.

An der Tankstelle erfolgt eine Peilung, wieviel Liter sich im jeweiligen Erdtank befinden. Die CO2-Werte dieses Tank­inhalts sind durch vorherige Vorgänge bekannt. Der TKW entlädt dann wiederum die bestellte Menge an Kraftstoff und es wird automatisch der begleitende Nachweis dem Tank zugewiesen. Bei jedem Tankvorgang wird von den zugewiesenen Nachweisen nach und nach jeweils eine passende Menge „verbraucht“.

 

Daten auf Kassenbon und zum Tankkartenbetreiber

Während der Kunde auf dem Kassenbon allerdings nur die Reduktion der CO2-Menge zu sehen bekommt, liegen weitere Daten vor, die jeden Tankvorgang, der unter CEETRAC-Verwendung durchgeführt wurde, begleitet und die auf Wunsch an die Tankkartenbetreiber weitergegeben werden können. Dabei handelt es sich u. a. um die Menge des getankten Kraftstoffes, die Art und natürlich die CO2-Minderung für den jeweiligen individuellen Tankvorgang. Aber auch alle anderen Daten eines Nachhaltigkeitsnachweises sind verfügbar und können weitergegeben werden.

 

Rückverfolgung bis Tanklager/Raffinerie möglich

Und spätestens an diesem Punkt wird es für die Unternehmen interessant, die die CO2-Reduktion für ihre CSRD-Bericht­erstattung aufgrund gesetzlicher Verpflichtungen oder freiwilliger Marketing-Maßnahmen nutzen: Neben der Minderung der Treibhausgase über den Produktlebenszyklus ist hier auch die individuelle Nummer des Nachhaltigkeitsnachweises in den Daten erfasst, die eine Rückverfolgbarkeit über Nabisy bis hin zum Tanklager bzw. zum anliefernden Schiff lückenlos gewährleis­tet. Etwas plastischer dargestellt: Wenn ein Autofahrer 50 l Kraftstoff an ­einer Tankstelle tankt, kann über CEETRAC nachgewiesen werden, dass diese Menge aus einer Lieferung von über 300.000 l stammt, die entweder per Schiff oder Bahn in ein Tanklager eingeliefert wurden. Und auch die entsprechenden Daten der CO2-Minderung liegen dazu vor.

 

Für Wirtschaftsprüfer leicht zu prüfen

Da ein lückenloser Nachweis anhand amtlicher Daten bis hin zum Kraftstoff-Hersteller erfolgt, jederzeit überprüfbar ist und auch noch der strengen Aufsicht des Zolls unterliegt, können selbst Wirtschaftsprüfer anhand der übermittelten Daten zweifelsfrei noch nach einem Jahr feststellen, welcher Mitarbeiter oder welcher LKW-Fahrer wann und wo eine gewisse Menge an Kraftstoff mit einer belastbaren Emissionsreduktion getankt hat. Auditsicher aufgrund der Realdaten stellt CEETRAC damit quasi den Goldstandard der Nachweissysteme dar. „Schummeleien“ und Greenwashing, Faktoren, die Bio­kraftstoffe in den letzten Jahren ein wenig in Verruf gebracht haben, sind mit diesem System so gut wie unmöglich.

 

PoS-Kopie reicht in keinem Fall

An dieser Stelle noch ein Hinweis: Die reine Weitergabe der Nachhaltigkeitsnachweise an den Endverbraucher, wie in der jüngeren Vergangenheit oft geschehen, ist nicht statthaft und sollte beim Nutzer dieser Daten ein gewisses „Geschmäckle“ hinterlassen. Die auf diese Weise weitergegebenen Nachhaltigkeitsnachweise lassen sich – wie schon in der Vergangenheit oftmals beobachtet – leicht kopieren und stellen keinen Bezug zur bezogenen Menge dar. Sie werden an dieser Stelle nicht mehr in Nabisy verwaltet, sondern es handelt sich nur noch um eine digitale Kopie eines Dokumentes ohne Bezug zur tatsächlichen Ware. Ein Verkäufer könnte problemlos günstiges HVO mit einer geringen CO2-Reduktion einkaufen, es aber mit einer deutlich höheren Marge verkaufen, indem er einen Nachweis mit Premium-Reduktion kopiert und beifügt.

 

Erstmals in der Praxis unter Beweis gestellt 

Aber zurück zum Pilotprojekt. An der Sprint-Tankstelle in Berlin-Friedrichshain konnte erstmals ein solcher Vorgang dargestellt werden: Aus dem BMV-Tanklager, das die THG-Quote mit CEEMAS verwaltet, holte der TKW den Kraftstoff ab, und zwar unter Nachweis der entsprechenden Daten. Diese Daten begleiteten den TKW parallel zum Transport von CEEMAS an CEETRAC, dort wurde nach erfolgter Produktanlieferung die Übergabe des Nachweises an den entsprechenden Tank automatisiert durchgeführt und der CO2-Wert konnte an das Huth-Kassensystem übertragen werden. Damit fand – um es vereinfacht auszudrücken – die „Hochzeit“ der Daten zwischen Tanklager und Kassensystem der Tankstelle statt und die automatische Zuordnung zwischen Abholung am Lager und Einlieferung in die Tankstelle war erfolgt. Mit diesen Daten kann sowohl gegenüber dem Privatkunden als auch gegenüber dem Kunden, der Kraftstoff über Tankkarte bezieht, exakt der Wert der CO2-Emissionen ausgewiesen werden.

 

Ansatz auch für Maut und eFuels-only künftig interessant

Doch nicht nur alle möglichen Arten von Kraftstoffen und deren Blends, auch Brennstoffe können über den CEETRAC-Pfad künftig zu entsprechenden Anwendern geroutet werden – ganz gleich, ob diese Informationen künftig für die LKW-Mautreduktion bei Verwendung nachhaltiger Kraftstoffe oder den angedachten EU-­Ansatz mit eFuels-only-Fahrzeugen Verwendung findet.

 

Autor: Wolfgang Kröger

 


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