Mit dem Segen von ganz oben: Vom Heizöl zum Flüssiggas
Die Benediktinerabtei Rohr im Landkreis Kelheim (Niederbayern) setzt zukünftig auf Energieeffizienz und Klimaschutz: Am 3. Juni hat Abtpräses Barnabas Bögle das neue Blockheizkraftwerk der Bayernwerk Natur GmbH gesegnet. Dieses moderne, flüssiggasbetriebene Minikraftwerk versorgt das Kloster nun mit klimafreundlicher Strom- und Wärmeenergie – zum Schutz der Schöpfung sowie zur Kosteneinsparung.
Nach der Mittagshore, dem traditionellen Mittagsgebet der Mönche in der Klosterkirche, fanden sich Abt Bögle, Pater Markus und der Geschäftsführer der Bayernwerk Natur, Franco Gola, mit Gästen in der heutigen Technikzentrale ein. Von dem ehemaligen Heizraum aus wurde das Kloster seit dem Jahr 1133 mit Holz und bis vor Kurzem noch mit Öl beheizt. Jetzt steht hier ein neues Blockheizkraftwerk, das Energie durch die Verbrennung von Flüssiggas erzeugt. Damit hat sich das Kloster für eine klimaschonende und dezentrale Alternative zu konventioneller Energieversorgung entschieden.
Ein Schritt in Richtung Autarkie
Die dezentrale Energieversorgung mit leitungsungebundenem BHKW entspricht dem Grundgedanken vom Kloster als traditionell weitgehend autarker Gemeinschaft . Mit der neuen Anlage können die Klosterbrüder rund 260.000 kWh „blauen“ Strom selbst erzeugen und damit rund 70 % ihres Eigenbedarfs decken. Der benötigte Reststrom wird aus dem vorgelagerten öffentlichen Netz zugekauft, überschüssig erzeugter Strom ins öffentliche Netz zurückgespeist. Die zeitgleich erzeugte Wärmeenergie aus der Anlage (über 535.000 kWh) beheizt die vielen Räume des Klosters in der Grundlast. Der Hauptwärmeverbrauch der Liegenschaft wird aus einer CO2-neutralen Hackschnitzelheizung bedient.
Effizient und klimaschonend
Durch eine effiziente Nutzung der Abwärme erreicht das neue Blockheizkraftwerk einen Wirkungsgrad von 96 %. Konventionelle Großkraftwerke schneiden im Vergleich dazu deutlich schlechter ab: Ihr Wirkungsgrad liegt bei rund 40 %. Zudem lassen sich mit dieser Anlage dank des CO2-armen Energieträgers Flüssiggas im Vergleich zu dem bisher genutzten Heizöl rund 75 t Kohlendioxid jährlich einsparen.
Verantwortungsvoll im Umgang mit der Schöpfung
Abtpräses Bögle machte bei der Segnung deutlich, dass man mit klimaschonenden Anlagen wie dieser der Verantwortung vor Gott im Umgang mit Natur und Umwelt ein Stück weit gerecht werden kann: „Ich bin überzeugt davon, dass dieses Werk, das wir heute segnen, zum Erhalt und zur Bewahrung der Schöpfung beiträgt. Wir leben in einem der schönsten Länder dieser Erde und haben die Verpflichtung, dieses Land zu erhalten“, sagte er.
Auf dem Weg in die Klimaneutralität
Projektiert und realisiert wurde die neue KWK-Anlage von der Bayernwerk Natur GmbH. Schon seit Längerem ist das Unternehmen ein Partner der Benediktinerabteien in Niederbayern, wenn es um intelligente Lösungen in der Energieversorgung geht. So hat man mit den Brüdern des Klosters Metten im Landkreis Deggendorf bereits 2013 ein ähnliches Projekt – allerdings mit Erdgas – verwirklicht. Das BHKW im Kloster Rohr ist für die Tochter der Bayernwerk AG ein weiterer Schritt auf dem Weg in Richtung klimaneutrales Unternehmen.
Die Installation weiterer BHKWs ist geplant bzw. in Arbeit. Franco Gola, Geschäftsführer der Bayernwerk Natur, gibt Einblicke in die ehrgeizigen Ziele seines Unternehmens: „Bis 2040 wollen wir im Eon-Konzern vollkommen klimaneutral sein und unsere Kunden perspektivisch mit ausschließlich klimaneutralen Produkten versorgen.“ Als Bayernwerk Natur habe man dabei natürlich den Anspruch, das früher zu schaffen.
Bedarfsgerechte Planung
Voraussetzung für ein maßgeschneidertes umweltfreundliches Energiekonzept ist die genaue Analyse des Energiebedarfs und der örtlichen Gegebenheiten. Bei der Potenzialermittlung müssen vielerlei Kriterien berücksichtigt werden. Lother Billert, Key Account Manager im Bereich Lösungsentwicklung B2B bei der Bayernwerk Natur, nennt einige der wichtigen Fragen: „Wo kann man Energie einsparen? Wie können die Produktionsanlagen optimiert werden? Welche Technik muss eingesetzt werden, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen – BHKW, Mikrogasturbinen, Wärmepumpen, Brennstoffzellen, Batteriespeicher zum Kappen von Netzspitzen usw.? Welcher Energieträger ist unter den gegebenen Umständen sinnvoll? Welche Vorteile bringt dem Kunden ein Kauf oder ein Mietvertrag?“ All diese Punkte werden sorgfältig gegeneinander abgewogen, bis es zur Erstellung eines Vertragsangebots an den Kunden kommt. Akzeptiert er, über nehmen die Kollegen aus der Technik die optimierte Detailplanung, so wie Johannes Mayer beim Kloster Rohr.
Rahmenbedingungen
Beim Kloster Rohr war als Besonderheit ein hoher Wärme- und Warmwasserbedarf zu berücksichtigen. Zur Optimierung der Energiebilanz bot sich daher der Einsatz eines BHKWs an, das vom Orden käuflich erworben wurde. Das Kloster ist nicht an das öffentliche Gasnetz angeschlossen. Da eine Anbindung aus Kostengründen nicht infrage kam, entschied man sich für Flüssiggas als Energieträger. Mit Erdgas wäre nach Auskunft von Lothar Billert der Ertrag bei der Stromerzeugung etwa um ca. 8 % höher ausgefallen.
BHKW
Mit den Blockheizkraftwerken der Marke „smartblock“ hat die Bayernwerk Natur bereits gute Erfahrungen gemacht. Die Angebotspalette des Herstellers, der KW Energie GmbH, umfasst bedarfsgerecht gestaffelt BHKWs mit einer Leistung von von 7,5 bis 75 kW elektrischer Leistung. Sie sind für unterschiedliche Kraftstoffe wie Erdgas, Flüssiggas und Biogas geeignet. Nach entsprechenden Anpassungen und Tests wurden sie nun auch als H2ready freigegeben, können also in Zukunft auch problemlos mit Wasserstoff betrieben werden. Gerätetypisch sind kompakte Abmessungen, ein leises Betriebsgeräusch sowie innovative Lösungen, die die Wirtschaftlichkeit erhöhen und Installation, Wartung und Betrieb erleichtern und optimieren. Für seine Minikraftwerke der Baureihe „smartblock“ wurde KW Energie als erster Hersteller mit dem Zertifikat „Blauer Strom/Blaue Wärme“ des Bundesverbands KWK ausgezeichnet.
Im Kloster Rohr kommt ein smartblock 33 (mit 33 kWeL) im Netzparallelbetrieb zum Einsatz. Da das Kloster Niederspannungskunde ist, wurde die Anlage mit einem verschleißarmen asynchronen Generator ausgestattet.
Flüssiggasversorger
Als Eigentümer und Betreiber des BHKWs kümmerte sich das Kloster selbst um die Auswahl des Energieversorgers. Aufgrund einer Empfehlung über das Primagas-Vermittler-Netzwerk ging der Auftrag an die Primagas Energie GmbH & Co. KG. Der Krefelder Flüssiggasversorger gehört zu den größten seiner Branche und liefert deutschlandweit aus. Mit 250 Mitarbeitern im Innen- und Außendienst sowie mehr als 3000 Vertriebspartnern verfügt er über ein flächendeckendes Servicenetz. Außerdem zeichnet sich das Unternehmen durch sein Engagement im Bereich Klimaschutz aus: Bereits seit 2015 bietet es unter dem Namen „KlimaLiebe“ ein klimaneutrales Flüssiggas an. 2017 hat es sich durch den Erwerb von Klimazertifikaten komplett klimaneutral gestellt. Als Pionier in Sachen BioLPG ist Primagas der einzige Anbieter in Deutschland, der biogenes Flüssiggas vertreibt. Im Vergleich zum ohnehin umweltfreundlichen konventionellen Flüssiggas reduzieren sich bei BioLPG – je nach Rohstoffeinsatz bei der Herstellung – die CO2-Emissionen nochmals um ca. 40 bis 90 %.
Eingerichtet wurde die Flüssiggasanlage durch die Primagas in Zusammenarbeit mit ihren lokalen Fachhandwerkspartnern vor Ort. Für den Betrieb der neuen Anlage wurde ein Verbrauch von ca. 50 t Flüssiggas pro Jahr veranschlagt. Im Gegensatz zur BHKW-Anlage wurde die Flüssiggasanlage gemietet.
Flüssiggaslagerung
Das benötigte Flüssiggas lagert im Klosterinnenhof unterirdisch in einem 2,9-t-Tank unter 1 m Erddeckung. Da die Zufahrt zur Anlieferung des Behälters bzw. für die zukünftigen Gaslieferungen unterkellert ist, war zunächst eine Überprüfung der Statik erforderlich, um zu gewährleisten, dass Behälter und Flüssiggas problemlos per Lkw angeliefert werden können. Der Hof wird als Schulhof für das Johannes-Nepomuk-Gymnasium der Benediktiner genutzt. Ca. 500 Schülerinnen und Schüler verbringen hier ihre Pausen. Nicht zuletzt aus diesem Grund war es wichtig, den Flüssiggasbehälter komplett zu versenken. Außerdem sollte der erdgedeckte Behälter voll überfahrbar sein. Daraus ergaben sich erhöhte Anforderungen: an die Wandungsdicke des Tanks, an die Verdichtung der Erddecke und an die Konstruktion des Deckels, der bis zu 12,5 t Achslast tragen können muss. Mit der Einlagerung des Behälters wurde ein Tiefbauunternehmen aus der Region beauftragt.
Weitere Projekte
In der letzten Zeit hat die Bayernwerk Natur bereits sechs weitere Objekte von Öl auf Flüssiggasbetrieb umgestellt. Die Kunden kommen aus unterschiedlichen Branchen, wie z. B. Hotel und Gaststätten, Krankenhäuser und Seniorenheime, Industrie und Gewerbe. Einige weitere zukunftsweisende Projekte dieser Art sind in Planung.