Flüssiggas-Wärmepumpe im Bestand
„Laut, unästhetisch, unwirtschaftlich bei hohen Temperaturen, nur für Neubau, Stromfresser…“ Das sind Vorurteile, die den meisten beim Stichwort „Wärmepumpe“ einfallen. Dass diese nicht zutreffen müssen, beweist ein Projekt im Nürnberger Land. Hier wurde eine Boostheat Gas-Wärmepumpe installiert. Dank Flüssiggasversorgung haben die Bewohner auch in dieser ländlichen Umgebung Zugang zu der Hightech-Lösung und genießen nun den neuesten Stand der Technik.
Am Ende eines Waldwegs steht es: Das märchenhafte Haus des Ehepaars Moshandl/Schwarz strahlt in der herbstlichen Sonne, die zwischen den Bäumen funkelt. Obwohl wir nur ein paar Kilometer von Nürnberg entfernt sind, herrscht hier Natur pur. So idyllisch Ruhe und Abgeschiedenheit für die Bewohner sind – für eine Heizungssanierung bedeuten sie besondere Herausforderungen, denn hier gibt es keinen Zugang zum Erdgas- oder Fernwärmenetz, es werden hohe Vorlauftemperaturen benötigt und der Bestand muss berücksichtigt werden.
Vorteilhafte Verbindung von Wärmepumpe und vorhandenem Flüssiggastank: Umweltenergie für alle
Während Hersteller von konventionellen Elektro-Wärmepumpen diese Art Immobilien eher vernachlässigen, engagiert sich Boostheat seit seiner Gründung 2011, um für diese Bestandshäuser eine optimale Lösung anzubieten. Von Anfang an war es Ziel des französischen Unternehmens, eine effiziente, nachhaltige und erschwingliche Heizlösung für alle zu entwickeln. Die Bootheat.20 Gas-Wärmepumpe ermöglicht es, Häuser mit einem Wärmebedarf von 4 bis 20 kW effizient zu heizen – und das auch bei tiefen Außentemperaturen. Denn die integrierte Gas-Brennwerttherme ergänzt die Wärmepumpe optimal. Ohne weitere Zusatzheizung wird das Haus wirtschaftlich und adäquat mit Wärme versorgt.
Unabhängig und umweltfreundlich mit Flüssiggas
Die Boostheat.20 ist für die Verwendung von verschiedensten Gasarten entwickelt worden, ohne dass besondere Anpassungen an der Technik notwendig werden. Ein überzeugender Vorteil für die Eigentümer, die sich weiterhin über ihren langjährigen Flüssiggasanbieter versorgen können. Das Paar ist „vom Fach“ und hat sich ganz bewusst für eine bahnbrechende Technologie entschieden: Rita Moshandl, seit 25 Jahren Selbständige im Bereich Heizung und Sanitär, und ihr Mann, der Entsorgungsingenieur Ralph Schwarz, haben sofort das Potenzial der Boostheat.20 erkannt.
Entscheidungsfindung
„Als die Therme im Laufe der Jahre anfing „Zicken“ zu machen,“ so Frau Moshandl, „begannen wir uns nach einem Nachfolgegerät umzusehen. Wieder eine Gas-Brennwerttherme? Ein wenig fortschrittlicher sollte es schon werden. KWK (Kraft-Wärme-Kopplung) ist hochinteressant, es wäre aber schwierig geworden, ein entsprechendes Gerät in unseren Keller einzubringen, da der Zugang relativ eng ist.“
Deshalb freundete sich das Paar mit der Anschaffung einer Wärmepumpe an. „Allerdings sollte diese mit Flüssiggas zu betreiben sein. Denn fossile Stoffe zu verbrennen, um daraus Strom zu produzieren, den wir dann zur Wassererwärmung nutzen, ist ein Weg mit sehr niedrigem Gesamtwirkungsgrad. Das kann in der heutigen Zeit, in der uns bewusst ist, wie knapp unsere fossilen Energieträger sind, nicht mehr die richtige Technik sein. Eine Erdgasleitung gibt es in unserer Straße nicht, Öl kam überhaupt nicht in Frage. Denn Öl ist viel zu wertvoll, um es zu verheizen.“
Einbau
Bauliche Änderungen waren nur im üblichen Rahmen notwendig. Eine neue Abgasleitung war erforderlich und die Rohrleitungen mussten angepasst werden. Für die Aufstellung der Außeneinheit wurde ein Fundament gebaut, für die Leitungen zur Außeneinheit wurden Kernbohrungen erstellt, die entsprechend abgedichtet wurden.
Erfolgreiches Pilotprojekt
Für das Projekt konnte das Team von Boostheat Deutschland von der in Frankreich gesammelten Erfahrung profitieren. Dort hat Boostheat bereits mehrere Flüssiggas-Projekte realisiert. Trotz der unterschiedlichen Vorschriften konnte auch im Nürnberger Land mit Pioniergeist und Mut eine Lösung gefunden und umgesetzt werden.
Ein großer Erfolg für den Heizungshersteller aus Frankreich, da sich um die erste Anlage in Deutschland handelt, die mit Flüssiggas betrieben wird. Sie beweist: Es gibt kein Hindernis mehr, eine Wärmepumpe effizient mit Gas zu betreiben, so abgelegen die Immobilie auch sein mag.
Herausforderung angenommen
Ursprünglich wurde die Boostheat.20 als „All in One“-Gerät entwickelt, welches keine weiteren Komponenten benötigt. Die Herausforderung bei diesem Pilotprojekt bestand nun darin, den Kachelofen und einen 600-l-Pufferspeicher mit der Boostheat.20 sinnvoll nutzbar zu machen und die Anlage in dieses komplexe System einzubinden.
Innovativ und zukunftssicher
Die flüssiggasbetriebene Wärmepumpe hat den großen Vorteil, den Energieverbrauch des 1900 errichteten Hauses zu reduzieren und somit signifikante CO2-Einsparungen zu generieren. Das ist nicht nur eine gute Nachricht für die fortschrittlichen Bewohner, die sich über eine geringere Energierechnung freuen können, sondern auch für die Umwelt.
Mit seiner innovativen Heizung trägt Boostheat aktiv zur Energiewende bei. Aus diesem Grund ist die Boostheat.20 seit 2019 förderfähig: Nach Prüfung durch dvgw-cert am unabhängigen Karlsruher Institut für Technologie (KIT) wird sie mit 35 % bis 45% vom BAFA gefördert.
Fazit
Umweltfreundliches Heizen mit Erneuerbarer Energie ist auch im Bestand und in netzfernen Gegenden möglich – dank neuer Technologien und dem Einsatz von Flüssiggas als Energieträger. Ohne den Pioniergeist der Auftraggeber, die mit Fachkenntnis und Mut einen Schritt weiter in die richtige Richtung gegangen sind, wäre dieses wegweisende Projekt nicht realisierbar gewesen.
Zur innovativen Technik siehe auch: "Boostheat.20 – Effizienz durch thermische Kompression"
Die Langfassung dieses Artikels wird in der Printausgabe der FLÜSSIGGAS 6/2020 veröffentlicht – Erscheinungstermin: 4.12.2020.