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Flüssiggas und BioLPG in der Energiewende: Energieträger mit Zukunft


Flüssiggas weist handfeste Umwelt- und Klimavorteile auf. Im Zuge der deutschen Energiewende-Diskussion wird LPG hingegen immer wieder übersehen. Auf internationaler Ebene sieht das oft anders aus. Im VDE Verlag ist jetzt ein Grundlagenwerk von Uwe Thomsen, Maira Kusch sowie Frank Urbansky mit dem Titel „Flüssiggas und BioLPG in der Energiewende“ erschienen, das den Energie­träger im Kontext aktueller Entwicklungen wie der Energiewende sowie seiner internationalen Bedeutung in einer Gesamtschau vorstellt, Innovationen aufzeigt und ­seine Potenziale diskutiert. Dies geschieht vor dem Hintergrund, dass das globale Flüssiggasangebot jährlich um etwa 3 bis 4 % wächst und die Versorgung auf Jahrzehnte als gesichert gilt.

 

Neues Standardwerk zum Thema Flüssiggas. (Foto: VDE Verlag)

Uwe Thomsen, seit 2001 Geschäftsführer der Propan Rheingas GmbH & ­Co. KG. (Foto: Rheingas)

 

Die Bundesregierung hat beschlossen, dass Deutschland bis 2050 treibhausgasneutral werden soll. Erreicht werden soll dies u. a. durch die Erhöhung des Anteils Erneuerbarer Ener­gien auf mindestens 80 % am Stromverbrauch und auf 60 % am Bruttoend­energieverbrauch. Selbst wenn diese Ziele erreicht werden, wird der ­Energiemarkt potenziell eine Erneuerbare-Energie­n-­­­Lücke von 20 bis 40 % aufweisen, die es zu schließen gilt. Im Rahmen der ­Energiewende bedarf es dabei nachhaltiger, zuverlässiger und bezahlbarer ­Energieträger, die die Transforma­tion kurz- und lang­fristig gestalten. Einer davon ist Flüssiggas. LPG hat den Vorteil, dass es als ­leitungsungebundener ­Energieträger die Versorgung auch in ­Gegenden ohne ­Leitungsinfrastruktur sicherstellt.

 

Bio-Flüssiggas: grüne Energie im Wärmemarkt

Obwohl konventionelles Flüssiggas als schadstoffarme Energiequelle noch ­lange Zeit eine Rolle im nationalen und globalen Energiemix spielen wird, geht die Zukunft in Richtung erneuerbarer Flüssig­gase. BioLPG auf Basis von Biomasse wird in Deutschland seit 2018 erfolgreich im Wärmemarkt genutzt. Wird Bio­LPG aus nachwachsenden Rohstoffen, wie Energiepflanzen, hergestellt, reduziert es die Treibhausgasemissionen im Vergleich zu konventionellem LPG um 50 bis 60 %. Werden pflanzliche oder tierische Rest- und Abfallstoffe genutzt, beträgt die ­Ersparnis sogar bis zu 90 %. ­Damit lässt sich der Treibhausgasausstoß fast gegen 0 senken.

 

Auf dem Weg in die Treibhausgasneutralität

Auch erste Projekte zur Herstellung von synthetischem LPG mittels (Öko-)Strom stehen in den Startlöchern. So etwa ­„FutureLiquidGas“ unter Koordination des Clausthaler Umwelttechnik Forschungszentrums (CUTEC). Sogenannte E-Fuels oder ­Powerfuels lassen sich mithilfe von Elektrolyseverfahren generieren, bei denen Wasser unter Einsatz von Strom zunächst in Wasser- und Sauerstoff auf­gespalten wird. Der Wasserstoff wird zusammen mit CO2 in ein Synthesegas umgewandelt und dann zu Kohlen­wasserstoffen, wie Flüssiggasen, weiterverarbeitet. Das benötig­te CO2 kann der Luft oder auch aus Biogas- und Kläranlagen entnommen werden. Im Rahmen industrieller Prozesse, etwa in der Stahlindustrie, entsteht ebenfalls CO2, das für die Verarbeitung in Frage kommt. Auf diesem Weg werden die Treibhausgase einer sinnvollen Verwendung zugeführt. Bei ihrer Verbrennung emittieren E-Fuels zwar auch CO2, der Ausstoß entspricht jedoch in etwa der Menge, die für ihre Herstellung aus der Umwelt entnommen wird.

 

Energieträger von globaler Bedeutung

Auf europäischer und globaler Ebene werden die Vorteile von Flüssiggas seit langer Zeit anerkannt. Über zwei Milliarden Menschen nutzen LPG weltweit im Wärme­markt, in der Mobilität, der Landwirtschaft oder auch im Industrie- und Gewerbebereich. In Deutschlands Nachbarländern spielt LPG als umweltfreundliche Energie oft sogar eine viel größere Rolle.

Autogas ist in Deutschland weiterhin der führende Alternativkraftstoff. Europa ist, sowohl mit Blick auf den Absatz als auch die zugelassenen Autogasfahrzeuge, eine der wichtigsten Flüssiggasregionen. Damit kommt Deutschland als Transitland eine zentrale Bedeutung in der flächendeckenden Verfügbarkeit mit LPG zu – auch und gerade an Autobahnen, wo bekanntlich keine Leitungsnetze verfügbar sind.

Im Jahr 2018 belief sich die weltweite LPG-Produktion auf ein Volumen von 317 Mio t. Die Nachfrage bewegt sich auf einem ähnlichen Niveau.

 

Die sozialpolitische Dimension

Eine wichtige Rolle spielt LPG in der internationalen Entwicklungszusammenarbeit. Schätzungen der Weltbank zufolge besaßen 2017 fast 3 Mrd. Menschen keinen Zugang zu nachhaltigen Energiequellen für das Heizen und Kochen. Sie greifen deshalb häufig auf Brennstoffe wie Biomasse oder Holz­kohle zurück, die nicht selten über offenen ­Feuern oder in ineffizienten Öfen eingesetzt werden. Dabei werden große Mengen an CO2, Feinstaub und Asche ungefiltert an die Umgebung abgegeben. Dies trägt nicht nur zur globalen Erwärmung bei, sondern wirkt sich auch negativ auf die Gesundheit der Bevölkerung aus und erfordert hohen Zeiteinsatz: Zumeist Frauen müssen über Kilometer laufen, um das Holz zu sammeln. Nach Erhebungen der Weltgesundheitsorganisation ist der frühzeitige Tod von fast 4 Mio. Menschen jährlich auf zu hohe Schadstoffkonzentrationen in der Luft, insbesondere in Innenräumen, infolge der Verbrennung von Brennstoffen wie Holz oder Kohle zurückzuführen.

Besonders in ländlichen Regionen, in denen weder ein Erdgas- noch ein Fernwärmenetz vorhanden ist, stellt Flüssiggas als leitungsungebundener Brenn- und Kraftstoff oft die einzige schadstoffarme Energiequelle dar. Die sogenannte Global LPG Partnership – eine öffentlich-private Partnerschaft im Rahmen der UN-Initiative Sustainable Energy for All – hat sich deshalb zum Ziel gesetzt, 1 Mrd. Menschen bis 2030 durch den Wechsel auf (Bio)LPG mit sauberer Energie zu versorgen. Durch den Ersatz von Holz und Holzkohle leistet Flüssiggas gleichzeitig einen wichtigen Beitrag zum Schutz der Wälder vor Abholzung sowie zum internationalen Klimaschutz.

 

In Deutschland nur Nische?

In Deutschland wird Flüssiggas oft als ­Nischenenergie abgetan oder schlicht vergessen, insbesondere vom zuständigen Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) und vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI). Bestes Beispiel: Der Dialogprozess Gas 2030 des BMWi, in welchem die künftige Rolle gasförmiger Energie­träger im Kontext der Energiewende diskutiert wird. In einem ersten Zwischen­bericht des BMWi tauchen weder herkömmliches noch biogenes LPG namentlich auf. Der Fokus liegt auf Erdgas und Wasserstoff. Auch in der Mobilität tritt Autogas allzu oft gegenüber Erdgas in den Hintergrund, obwohl Autogas über eine bundesweit flächendeckende Infrastruktur von ca. 7100 Tankstellen (Quelle: DVFG) verfügt. Bei Erdgas sind es nur etwa 840. Dennoch werden Erdgas-Lkw von der Autobahnmaut befreit, LPG-Lkw jedoch nicht. In Förderprogrammen, wie dem Programm Energieeffiziente und/oder CO2-arme schwere Nutzfahrzeuge (EEN), findet Autogas ebenfalls keine Berücksichtigung. Mit Blick auf die Klimaziele der Bundesregierung wäre es an der Zeit, die großen Potenziale des alternativen Energieträgers anzuerkennen, der in großen Mengen zur Verfügung steht, über eine gut ausgebaute Infrastruktur verfügt, zunehmend grün wird und vor allem bezahlbar ist.

 

Buchaufbau

Im Buch wird Flüssiggas vor dem Hintergrund aktueller Entwicklungen, wie der Energiewende und der Debatte um die Luftreinhaltung, in allen Einsatzbereichen vorgestellt. Wichtige rechtliche und politische Rahmenbedingungen werden ebenso beleuchtet wie bestehende Hindernisse beim Einsatz des Gases. Abschließend werden Handlungsempfehlungen für die verstärkte Nutzung des Energieträgers gegeben und Möglichkeiten zur Hebung seiner Potenziale aufgezeigt.

Ein besonderer Fokus liegt auf folgen­den Inhalten: Vorstellung der Umwelt- und Klimavorteile von Flüssiggas im ­Wärmemarkt, in der Mobilität, der chemischen Industrie, der Entwicklungs­zusammenarbeit und im Kältesektor.Verfahren zur Herstellung von erneuerbarem Flüssiggas. Bedeutung von Flüssiggas für die europäische und globale Energiewende.

Die theoretischen Grundlagen werden anhand von Anwendungsbeispielen, Tabellen und Grafiken praxisgerecht erläutert. Jedes Kapitel endet mit einem Fazit.

 

Thomsen/Kusch/Urbansky,
Flüssiggas und BioLPG in der Energiewende
478 Seiten,1. Auflage 2020
Preis: 59,00 €
ISBN: 978-3-8007-4868-6
E-Book: ISBN: 978-3-8007-4869-3

www.vde-verlag.de

 

Der Autor

Uwe Thomsen, Geschäftsführer der Propan Rheingas GmbH & Co. KG, hat das Buch ­initiiert und ist einer der Autoren. Im Gespräch mit unserer Redaktion legte er seine Beweggründe dar.

FLÜSSIGGAS: Herr Thomsen, wie kamen Sie auf die Idee zu diesem Buch?

Uwe Thomsen: Das Thema Flüssiggas hat mich mein ganzes Leben lang begleitet und ­bewegt. Als fossiler Energieträger droht Flüssiggas die Gefahr, im Zuge der Energiewende in Vergessenheit zu geraten. Das möchte ich mit diesem Buch verhindern.  Es versucht, einen umfassenden Überblick über den Energieträger Flüssiggas zu geben und seine Zukunftsperspektiven mit innovativen Themen, wie biogenem und synthetischem Flüssiggas oder dem Einsatz als natürliches Kältemittel, vorzustellen.

FLÜSSIGGAS: Was möchten Sie mit dem Buch erreichen?

Uwe Thomsen: Eine effiziente Energieversorgung hat unmittelbaren Einfluss sowohl auf unseren Wohlstand als auch auf das Gelingen des Umwelt- und Klimaschutzes, ins­besondere auf dessen gesellschaftliche Akzeptanz. Die mittelständisch geprägte Flüssiggaswirtschaft kann hierzu noch deutlich mehr beitragen als bisher. Die Politik sollte sich deshalb verstärkt die Erfahrung der privatwirtschaftlichen Akteure im ­Energiesektor zunutze machen, um die dort schlummernden Potenziale im Rahmen der Energiewende erfolgreich zu heben.

 


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