Caravaning: Bleibt Flüssiggas an Bord?
Hervorragende Stimmung, großer Andrang, gute Geschäfte, zufriedene Aussteller, begeisterte Messebesucher – so lässt sich die offizielle Bilanz des diesjährigen Caravan Salons zusammenfassen. Durch die Flüssiggas-Brille gesehen, ergab sich ein anderes Bild ...
Campingurlauber sind glücklicher. Dieses Ergebnis der GfK-Studie „Caravaning und Wohlbefinden“ aus dem Jahr 2022 liefert möglicherweise eine Erklärung, warum der Caravan Salon seit Jahren so erfolgreich ist. Marius Berlemann, Geschäftsführer der Messe Düsseldorf, ist überzeugt: „Caravaning passt perfekt in unsere heutige Zeit und steht für eine flexible sowie attraktive Reiseform. Es verkörpert Freiheit, Individualität und Naturnähe.“
Trotz besagter Naturnähe – auf Komfort im Urlaub wollen die wenigsten verzichten. Energielieferant für die Zubereitung warmer Mahlzeiten, Frischhaltung von Lebensmitteln, Warmwasseraufbereitung und Heizung war bisher unangefochten Flüssiggas (Propan). Auf dem Caravan Salon ließ sich allerdings beobachten: Strom gewinnt an Bedeutung. Immer mehr Hersteller versuchen, auf Gas zu verzichten, indem sie serienmäßig Induktionsherde, Kompressor-Kühlschränke und Heizungen mit Elektroheizstäben einbauen.
Der „Yaseo“ von Knaus beispielsweise, „der erste Caravan für E-Mobilität“, hat einen „vollelektrischen, gasfreien Aufbau“: Er bietet serienmäßig Elektrogeräte, wie etwa ein Induktionskochfeld, eine Klimaanlage und einen Kühlschrank. Dank (ebenfalls serienmäßiger) E. Power-Technologie können alle Geräte per Landstrom oder von einem Zugfahrzeug mit V2L-Technik mit Strom versorgt werden.“
Die Bürstner GmbH & Co. KG will ihre Studie des Leichtbaumodells „Talis“ als „visionären Blick in die Zukunft der Caravans“ verstanden wissen: Konzipiert für kleinere Zugfahrzeuge und E-Fahrzeuge und ausgestattet mit der EasyFlex Kitchen, einem „gasfreie[n], teilbare[n], portable[n] Küchenmodul mit 2 Induktionskochplatten.“
Kein Wunder, dass sich die Attraktivität des Caravan Salons für Hersteller von Batterien erhöht hat. Einer davon ist Roypow. Der branchenführende Anbieter von Lithium-Ionen-Batterien und Elektrosystemen präsentierte seine netzunabhängigen All-in-One-Off-Grid- Elektriksysteme für Wohnmobile und versprach „endlose Power, um Abenteuer zu erkunden“.
Bereits fünf Jahre ist es jetzt her, dass Hymer sein in Zusammenarbeit mit BASF entwickeltes All-Electric-Konzeptfahrzeug VisionVenture auf dem Caravan Salon vorstellte.
Serienreif umgesetzt wurden die Ideen bisher jedoch nicht. Aus gutem Grund: Noch spricht einiges gegen Caravans und Wohnmobile, die ausschließlich auf Strom als Energieträger setzen: Der steigende Strombedarf durch immer mehr elektrische Geräte wird in näherer Zukunft schwer zu befriedigen sein. Oftmals überschreitet der Stromverbrauch das Limit des Campingplatzes. Und PV-Module sind nicht nur wetterabhängig, sondern auch vergleichsweise kostspielig in der Anschaffung. Flüssiggas hingegen hat sich seit Jahrzehnten als vielseitiger und zuverlässiger Energieträger bewährt, der eine große Menge Energie auf kleinem Raum speichert. Eine einzige 11-kg-Gasflasche liefert rund 143 kWh – 57 mal so viel wie eine handelsübliche 200-Ah-LiFePO4-Batterie.
Die Wahrscheinlichkeit, dass Flüssiggas aus der Caravaning-Welt absehbarer Zeit ganz von Strom verdrängt wird, ist also relativ gering. Auch die Produzenten von Flüssiggas-Zubehör, die auf dem Caravan Salon ausstellten, sehen keinen großen Grund zur Besorgnis. Dennoch: Der Trend hin zum Strom lässt sich nicht leugnen.