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Zentrale Drehscheibe des Tyczka-Umschlags: Das Flüssiggaslager im Mannheimer Hafen


Der Mannheimer Hafen, am Zusammenfluss von Rhein und Neckar gelegen, ist flächenmäßig der größte deutsche Binnenhafen: Handelshafen, Rheinauhafen, Altrhein- und Industriehafen mit 14 Hafenbecken sowie drei Stromhäfen entwickeln sich auf einem Gesamtareal von 1131 ha, von denen heute knapp 350 ha als Hallen- und Freilagerflächen genutzt werden. 1968 wurde hier Deutschlands erstes Containerterminal in Betrieb genommen. 1979 begann Tyczka auf einem ca. 1,2 ha großen Gelände im Handelshafen mit dem Bau eines Tanklagers, welches im Oktober 1980 in Betrieb genommen wurde.

 

 

Mitte der 1970er-Jahre konnte die steigende Nachfrage nach Propan für Gewerbe und Industrie nicht länger allein über die Raffinerieproduktion gedeckt werden. Es ergab sich die Notwendigkeit, zum einen alternative Bezugsquellen ausfindig zu machen und zum anderen, durch eine Bevorratung die reibungslose Versorgung sicherzustellen. Die Entscheidung der Tyczka für die Errichtung eines eigenen Tanklagers, mithilfe dessen dem steigenden Bedarf an Flüssiggas und einer schnellen Versorgung der Kunden Rechnung getragen werden konnte, war die logische Konsequenz dieser Entwicklung. Bei der Suche nach einem geeigneten Standort fiel die Wahl auf den Mannheimer Hafen; unter anderem, weil hier die gewünschte Trimodalität gegeben war: Das Tanklager kann auf drei Verkehrswegen – über Straße, Schiene und Schiff – angesteuert werden.

Von den ursprünglich geplanten sechs wurden in einem ersten Bauabschnitt vier erdgedeckte Flüssiggasbehälter mit einem Rauminhalt von 2000 m3, das sind 923 t, mit Nebeneinrichtungen erbaut. Das auf dem Wasserweg angelieferte Flüssiggas wird hier gelagert, bevor es über Schienenkesselwagen oder Straßentankwagen zum Abnehmer aus Industrie, Gewerbe und Haushalt transportiert wird.

EKW-Verladestation; im Hintergrund das erdgedeckte Tanklager mit den vier TKW-Verladestationen.

Eisenbahnkesselwagenstation mit angeschlossenen Kesselwagen. EKW können hier sowohl be- als auch entladen werden.

Der Zwei-Wege-Unimog kann bis zu vier EKW mit einem Gewicht von insgesamt 320 t gleichzeitig verschieben.

Von Antwerpen/Belgien und Vlissingen in den Niederlanden aus gelangt Flüssiggas mit Kesselwaggons oder Binnenschiffen nach Mannheim. Am Schiffsverlader „Handelshafen Nr. 1“ können Binnenschiffe mit einer Länge zwischen 90 und 110 m anlegen. Damit ein Schiff gelöscht werden kann, ist ein Mindestwasserstand von 3,50 erforderlich – was bei einer Tiefe des Hafenbeckens von rund 7 m in der Regel gegeben ist. Von Anfang an gab es hier die technischen Voraussetzungen für die Be- und Entladung von Schiffen. Bevor das Schiff ins Hafenbecken einlaufen kann, muss die Hubbrücke gehoben werden, wozu die ­Tyczka Totalgaz-Mitarbeiter eingewiesen und berechtigt sind. Im Störfall kann der Schiffsverlader über eine eigene Löschwasseranlage versorgt werden. Ebenso kann im Störfall über Löschboote in das Löschwassersystem der Tyczka Totalgaz eingespeist werden.

Die umfangreiche sicherheitstechnische Ausrüstung nicht nur des Schiffsverladers, sondern des gesamten Tanklagers wird kontinuierlich überwacht, eigen- und fremdüberprüft und in regelmäßigen Abständen an den Stand der Technik angepasst. Wiederkehrende Prüfungen der Anlage durch Sachkundige und Sachverständige sowie planmäßige Schulungen des Betriebspersonal bieten beste Voraussetzungen für einen störungsfreien Betrieb. Ein Störfall im Sinne der Störfall-Verordnung hat sich bislang nicht ereignet. „Gemeinsam mit den zuständigen Behörden werden wir dafür Sorge tragen, dass dies auch so bleibt“, sagt Betriebsleiter Christian Paul, einer der insgesamt vier Mitarbeiter, die im vergangenen Jahr das beträchtliche Volumen von 26 000 t Flüssiggas, schwerpunktmäßig Propan, umgeschlagen haben.

Pumpenstation an der Stirnseite der erdgedeckten Behälter; die Stirnseite der Behälter ist mit einer Brandschutzisolierung versehen.

Die sechs Kompressoren bewältigen stündlich einen Mengendurchsatz von 1200 m3 Flüssiggas; anschließend die Pumpenstation.

Die Messwarte

Sämtliche Be- und Entladevorgänge werden von der Messwarte aus gesteuert – ohne Freigabe von hier geht gar nichts. Die zentrale Schaltstelle im Büro- und Verwaltungsgebäude ist mit modernster Technik ausgestattet, einschließlich programmierbarer Steuerung und Visualisierung. Von hier aus werden alle Prozesse eingeleitet und überwacht. Die wichtigsten Bereiche können zudem über schwenk- und zoombare Videokameras kontrolliert werden.

Am Schiffsverlader
Nach dem Andocken des Binnenschiffs  wird über hydraulisch ausfahrende Verladearme die Verbindung zum Tanklager an den Flüssig- und Gasphaseanschlüssen hergestellt. Doch bevor der Löschvorgang beginnt, wird eine Bestandermittlung auf dem Schiff selbst durchgeführt. Mittels Ladedruck, Niveau und Dichtedruck wird die Ladung von Kubikmetern in Tonnen umgerechnet. Erst danach werden am Lagertank Befüllleitung und Gasphaseleitung geöffnet und die Entladung der Flüssigphase mittels schiffseitigen Pumpen gestartet. Sechs anlagenseitige Kompressoren saugen Gasphase aus den Landtanks an, komprimieren sie und drücken sie auf die Flüssigphase im Schiff. Ist die Flüssigphase vollständig umgeschlagen, wird die Gasphase abgesaugt. In der Regel werden Schiffe hier entladen; nur vereinzelt erfolgt der Vorgang in die andere Richtung.

Umschlag per EKW
Das Tanklager Mannheim verfügt über insgesamt vier Eisenbahnkesselwagen-Stationen, von denen sind insgesamt jedoch nur drei in Betrieb – die vierte fungiert als (100  t) Gleiswaage, auf der übrigens auch TKW verwogen werden. Von der Gruppenlieferung auf dem Abstellgleis können drei EKW gleichzeitig in die Verladestation einfahren und be- bzw. entladen werden. Für den Rangierbetrieb innerhalb des Geländes steht ein Zwei-Wege-Unimog zur Verfügung, der sowohl auf der Straße als auch auf der Schiene fährt. Je nach Arbeitsanfall – Rangieren, An- und Abschließen, Zwischenkontrolle und Vorbereitung – sind ein bis drei Mitarbeiter erforderlich. Die Verladung erfolgt in beide Richtungen, d. h., EKWs können hier sowohl ent- als auch beladen werden. Dann ist es meist Propylen, das von Mannheim aus verschickt wird.

Umschlag per TKW
Es wurden zunächst nur drei Tankkesselwagen-Stationen gebaut, eine weitere kam später dazu. Seither können hier stündlich vier TKW à 20 t abgefertigt werden, was – ohne Kontrollverwiegungen – zwischen 18 und 28 Minuten dauert. Die TKW-Verladung befindet sich in einem durch Schranke abgegrenzten Bereich; der Verladebereich ist von der Schaltwarte einsehbar und wird von nur einem Mitarbeiter betreut. Die Bedienung erfolgt per SPS-Steuerung. Der Beladevorgang kann vom Fahrer über ein Bedientableau an der Beladestation nach Freigabe durch die Schaltwarte gestartet werden. Die Nähe der Schaltwarte zum Verladebereich ermöglicht auch eine schnelle Abwicklung der Dokumentenübergabe.

Innere Prüfung
In diesem Jahr ist es wieder soweit – alle 10 Jahre müssen die Anlagen einer inneren Prüfung unterzogen werden. Die Vorbereitungen dazu sind bereits angelaufen; die Revision selbst wird ab Mai erfolgen und planmäßig bis zum Spätsommer abgeschlossen sein. Es versteht sich von selbst, dass der laufende Betrieb für die Revision nicht unterbrochen werden darf, weshalb die Tanks einer nach dem anderen der inneren Prüfung unterzogen werden. Selbstverständlich wird auch das Rohrleitungssystem vom TÜV und externen Fachfirmen genauestens unter die Lupe genommen – alles im Dienste der Sicherheit.

 

 


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