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Flüssiggas extrem: Feuerzauber


Wenn im Theater, Film oder Fernsehen etwas explodiert, wenn es brennt, raucht, zischt oder kracht, steckt oftmals er dahinter: Wolf-Ingo Hummig ist der Mann für Special Effects. In seinem Familienbetrieb in Peißenberg tüftelt er an maßgeschneiderten Lösungen für die Umsetzung spektakulärer Einfälle von RegisseurInnen bzw. Stage-DesignerInnen. Er konzipiert atemberaubende Feuerwerke, katapultiert Autos in die Luft – oder setzt auf Wunsch alle erdenklichen Dinge in Brand. Mit Flüssiggas arbeitet er besonders gern, „weil es so sicher ist“.

In der neuen Ausgabe der FLÜSSIGGAS gibt Hummig Einblick in seine Arbeit mit LPG. Hier ein Auszug:

 

Und – Action! Für Film und Fernsehen simulieren die Pyrotechniker mit dem „Gasschuss“ beeindruckende Autoexplosionen oder Granateneinschläge: Per Fernsteuerung wird ein Bolzen gezündet, der Schwarzpulver in eine handelsübliche Gaskartusche (70 % Butan, 30 % Propan) treibt. Bei der Explosion verbrennt das Gas in Sekundenschnelle rückstandslos. Deshalb kann unmittelbar nach der Explosion Entwarnung gegeben werden. Um den Sicherheitsabstand zum Explosionsherd so gering wie auf dem Foto halten zu können, ist allerdings eine gehörige Portion Wissen und Erfahrung nötig.

 

– Alle Fotos: Hummig Effects

Mitten in seinem Element: Beim Test steht noch Wolf-Ingo Hummig im Feuerkreis. Auf der Freilichtbühne wird es der Zauberer von Oz sein. Vier 11-kg-Gasflaschen erzeugen ein eindrucksvolles, gleichmäßiges Flammenbild.

Lodernde Flammen inmitten eines Bühnenbilds aus Styropor. Den aufwendigen und viel beachteten Bühneneffekt realisierte Hummig für die Salzburger Festspiele 1992 im Kleinen Festspielhaus. In Mozarts „La clemenza di Tito“ (Regie: Ursel und Karl- Ernst Herrmann, Bühnenbild: Karl-Ernst Herrmann) steckte er die Siegesgöttin mithilfe einer ganzen Batterie parallel geschalteter, ferngezündeter pneumatischer Fackeln in Brand. Seither hat er eine Menge Erfahrung im Umgang mit Bühnenfeuer gesammelt. „Heute könnte ich den gleichen Effekt für ungefähr ein Fünftel der Kosten mit Flüssiggas erzielen“, meint er.

 

Einen „Sinn für das Mysteriöse“ hatte der kleine Wolf-Ingo schon früh. Im Alter von 14 Jahren begann er zu zaubern, bald führte er seine Tricks öffentlich vor. Bei einem seiner Auftritte wollte Hummig eine Jungfrau – anstatt sie, wie in der Branche üblich, zu zersägen – als lebende Kanonenkugel abfeuern. Das ging natürlich nicht ohne dramatische Effekte. Hummig begann zu experimentieren und entdeckte eine neue Leidenschaft. Seinen ersten Pyrotechnikerschein hatte er 1967 in der Tasche. Im seriösen Leben absolvierte er an der Staatsoperette in seiner Heimatstadt Dresden eine Ausbildung zum Beleuchter, machte die Meisterprüfung, trat aber weiterhin als Magier auf. Mit seinen erfolgreichen Bühnenshows – „vergleichbar mit dem, was die Ehrlich Brothers so machen“ – eckte er beim DDR-Regime an. Phantasie und dekadente Sensationen waren nicht gern gesehen. 1976 wurde seinem Ausreiseantrag stattgegeben. […]

 
Der Durchbruch

Mit seiner Firma „Hummig Effects“ arbeitete er selbstständig für das Staatstheater Stuttgart, nebenbei bastelte er an Spezialeffekten für unterschiedliche Produktionen. Der entscheidende Durchbruch gelang ihm mit einer riesigen Flammenwand, die er 1990 für Monteverdis „Il Ritorno di Ulisse in Patria“ mithilfe pneumatischer Fackeln realisierte. Die Amsterdamer Produktion gastierte auch in Sydney, New York und Los Angeles. Damit wurde Hummig international als einer der Pioniere bekannt, die auf der Bühne mit offenem Feuer gearbeitet haben. Seither liest sich die Liste seiner Auftraggeber wie das Who is Who der internationalen Bühnen: Met in New York, Mailänder Scala, Staatsoper München, Wiener Staatsoper, Salzburger Festspiele, Royal Opera London...
Von der einfachen, selbstverlöschenden Kerze über Fackeln, Lagerfeuer oder Scheiterhaufen bis hin zum Atompilz auf offener Bühne macht er alles möglich.

 
Alles unter Kontrolle

So spektakulär seine Effekte auch wirken mögen: Sie unterliegen strengen Sicherheitsbestimmungen. Laut Versammlungsstättenverordnung ist offenes Feuer auf Bühnen generell verboten. Ausnahmen werden vom Kreisverwaltungsreferat im Einzelfall genehmigt, sofern die fachliche Umsetzung garantiert ist und die feuerpolizeilichen Bestimmungen eingehalten werden. Wird Feuer mit weiteren Effekten – z.B. Pyrotechnik – kombiniert, muss das zusätzlich die Gewerbeaufsicht zur Kenntnis nehmen.
Hummig zündet nicht selbst vor Ort, er testet seine Vorrichtungen im Vorfeld sorgfältig und präpariert sie so, dass Sie vom Kunden per Knopfdruck bedient werden können.
Gefahr bei der Verwendung von Flüssiggas besteht nur dann, wenn es unkontrolliert austritt, ohne abzubrennen. Um solche Fälle zu verhindern, baut Hummig konsequent drei eingebaute Sicherheitsstufen ein, die das Restrisiko minimieren:

  • Er verwendet ausschließlich speziellen patentierten Glühzünddraht mit Keramikklemmen aus Schweden.
  • Ein eingebauter Thermosensor überwacht den Zündvorgang: Springt der Sensor nicht an, schaltet das Gasventil automatisch aus.
  • Um Feuer herum entsteht eine Ionisationswolke, es fließen Mikro-Ampere. Mit einem einfachen 12-V-Ionisationswächter kontrolliert Hummig den ordnungsgemäßen Verlauf des Brennvorgangs zusätzlich.

Die Art der zusätzlichen Sicherheitsvorkehrungen ist – ebenso wie die Wahl der Mittel, mit denen der Effekt erzielt werden soll – davon abhängig, wie lange der Feuereffekt andauern soll, wie hoch die Flammen sein sollen und wo das Ganze stattfinden soll (Innen- oder Außenraum). Kurze, überraschende Showeffekte bereiten Hummig unter Sicherheitsaspekten erstaunlicherweise wenig Kopfzerbrechen. Er verwendet dafür bevorzugt 600-ml-Gas-Sprayflaschen, wie sie in jedem Baumarkt erhältlich sind. Spätestens nach zwei Minuten Brenndauer ist der Inhalt verbraucht und das Feuer löscht sich selbst. Deutlich riskanter schätzt er Feuer mit langer Brenndauer ein. Auch hier versucht Hummig, die Gasbehälter möglichst klein zu halten, 11-kg-Flaschen sind die maximale von ihm verwendete Größe. Durch vorsichtiges Erwärmen der Flaschen im Wasserbad verhindert er einen zu schnellen Druckverlust und das Vereisen der Ventile. Und selbstverständlich stehen überall Feuerlöscher griffbereit.
Dank dieser Vorsichtsmaßnahmen kann Hummig auf über 50 Jahre unfallfreie hauptamtliche Zündelei zurückblicken. Flüssiggas war für ihn immer ein geschätztes Brennmittel: Viel sicherer und umweltfreundlicher als beispielsweise Benzin und Diesel, per Knopfdruck zu zünden und leicht zu löschen.

In der Pyrotechnikerschule in Peißenberg, wo auch das Special-Effects-Team von „Alarm für Cobra 11“ geschult wird, gibt Hummig seine Berufserfahrung weiter. Wer Feuer gefangen hat und eine amtliche Unbedenklichkeitsbescheinigung vorlegt, kann sich dort zum staatlich anerkannten Pyrotechniker ausbilden lassen oder einen Lehrgang für Bühnenpyrotechniker oder für Großfeuerwerker buchen.

www.pyrotechnik.de

 

 

 


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