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Autogas wird Thema für Reisemobile - Caravan Salon entdeckt neue Flüssiggas-Anwendungen


Flüssiggas im Reisemobil kennt man eigentlich nur in Flaschen - als Energieträger für Heizung, Kocher und Kühlschrank. Doch seit Dieselkraftstoff das Preisniveau von Benzin erreicht hat, wird Autogas auch in dieser Branche interessant. Einer Branche, die jahrzehntelang vom Diesel als Kraftstoff beherrscht war. Dabei schwinden die Grenzen. Hier Kraftstoff, da Brennstoff - das ist überflüssig, weil auch Autogas zum Heizen und Kochen genutzt werden kann. Und noch etwas Interessantes: Der Flaschenwechsel, der nachts und bei Minusgraden anstand, gehört der Vergangenheit an.

 

Aufs Wesentliche reduziert zeigte Goldschmitt den Fiat Ducato, in dem ein Dieselmotor mit zusätzlicher Autogas-Einspritzung steckt. Gut sichtbar ist auch der rote Gastank hinter der Fahrerkabine.

 

Flüssiggas hält sogar Einzug in die Stromerzeugung. Truma hat auf dem Düsseldorfer Caravan Salon – der Leitmesse weltweit – die schon lange angekündigte Brennstoffzelle jetzt in der Praxis vorgestellt (die Fachzeitschrift „Flüssiggas“ berichtete hierüber bereits in der Ausgabe 5/2006). Rund 100 g Gas pro Stunde erzeugen 220 bis 240 W Leistung bei 12 V. Damit wird zunächst die Bordbatterie geladen, überschüssige Energie wird gegebenenfalls direkt an Verbraucher wie Lampen weitergegeben. Zurzeit würde die Brennstoffzelle rund 4000 Euro kosten. Wie viel es ab dem kommenden Jahr in einer Großserienfertigung sein wird, konnte Andreas Schiegl, Abteilungsleiter Brennstoffzellensysteme bei Truma, noch nicht sagen. Der Preis werde aber ganz sicher vierstellig sein. Dies ergebe sich schon aus den hochwertigen Komponenten im Innern des grauen Minikraftwerkes.

Hochschule entwickelte „leises“ Gehäuse
Extrem leise ist der Stromerzeuger TEC 29, den Dometic in Zusammenarbeit mit Goldschmitt techmobil sowie Niesmann + Bischoff erstmals mit Flüssiggas vorgestellt hat. Ganz 45 db(A) werden bei der Stromerzeugung emittiert, was der Lautstärke einer normalen Unterhaltung entspricht. Erreicht wird dieser niedrige Wert durch ein spezielles Gehäuse, das eigens von Prof. Dr. Bernd Heidemann von der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes entwickelt wurde.
Neben der Geräuschreduzierung wurde besonderes Augenmerk auf wenig Abgase gelegt. Durch eine neue Steuerelektronik und einen Katalysator konnten die Emissionen laut Dometic auf nahezu Null reduziert werden. Der Verbrauch soll um mehr als 20% gegenüber herkömmlichen Gas-Generatoren reduziert worden sein. Wie viel das konkret ist, weiss Dometic-Sprecher Steffen Gross noch nicht, da der Prototyp erst ganz kurz vor dem Caravan Salon fertig geworden war. In der Benzinversion verbraucht der TEC 29 jedenfalls 1,2 l Normalbenzin pro Stunde.
Der Gasgenerator für 230 V Wechselspannung – der mit Maßen von 480 x 385 x 290 mm bequem in größere Wohnmobile fest eingebaut werden kann – hat eine Dauerleistung von 2600 W und eine Maximalleistung von 2900 W. Damit sei es möglich, nahezu alle elektrischen Verbraucher im Wohnmobil einschließlich der Klimaanlage ohne zeitliche Einschränkung zu nutzen, verspricht Dometic.

 

Der Name Goldschmitt ist mit Sicherheit der, der auf dem Caravan Salon in Zusammenhang mit Flüssiggas am häufigsten genannt wurde. Das Odenwalder Unternehmen hat sowohl einen Diesel mit Autogas-Einspritzung entwickelt als auch die Autogas-Umrüstung für den „Innovision“ von Hymer vorgenommen. „Diesel und LPG geht nicht“, war lange die weit verbreitete Meinung. Goldschmitt indes nutzt den Diesel-Kraftstoff nur noch, um den Selbstzünder gerade über Leerlaufdrehzahl zu halten, erklärt Heinrich Bloemer von der Entwicklung „Alternative Antriebe“. Darüber hinaus wird in die Brennräume Autogas flüssig eingespritzt – über ganz normale und damit preisgünstige Benzindüsen.

Euro 4 für den „alten“ Ducato
Somit werden nur noch 30 bis im Idealfall 20% der bisherigen Dieselmenge gebraucht. Den Rest ergänzt Autogas, wobei Bloemer einen um 20% höheren Verbrauch von LPG gegenüber Diesel erwartet. Die Ersparnis durch das steuerbegünstigte Autogas ist aber nur ein Aspekt bei der Diesel-Umrüstung. Der andere ist die Wiederherstellung von Mobilität. In immer mehr Städten droht durch Umweltzonen ein Fahrverbot für etwas ältere Diesel, die nur in Euro 1 oder Euro 2 eingestuft sind – zum Beispiel viele Common-Rail-Diesel im Fiat Ducato. Mit der Autogas-Kur will ihnen Bloemer zu Euro3 oder Euro4 verhelfen.
Denn Autogas verbrennt praktisch ohne Ruß und durch die Kühlung der angesaugten Luft beim Entspannen des Flüssiggases entstehen deutlich bessere Stickoxid-Werte. Goldschmitt will sich erst mal auf den Ducato spezialisieren, der das Basisfahrzeug Nr. 1 bei Wohnmobilen ist. Jeder weitere Motortyp bringt zusätzliche Entwicklungsarbeit mit sich, andere Teile und damit auch neue Kosten. Findet die Umrüstung den erwarteten Zuspruch, so wird Bloemer natürlich auch weitere Modelle anpacken. Rund 4000 bis 4500 Euro werde die zusätzliche Autogas-Einspritzung künftig kosten, schätzt er.
Der „Innovision“ von Branchenriese Hymer aus Bad Waldsee zeigte auf dem Caravansalon, was man alles in ein Reisemobil packen kann. Ob es dann noch für Otto Normalverbraucher bezahlbar ist, sei dahingestellt – aber das ist ja auch nicht unbedingt erste Aufgabe eines Prototypen. Er soll vorführen, was alles geht. In den „Innovision“ wurde ein Benzinmotor aus dem PSA-Konzern eingepflanzt, der eine Leistung von 120 PS erzeugt. Dadurch war es für die Goldschmitt-Techniker eine relativ leichte Übung, hier eine Umrüstung auf Autogas vorzunehmen. Auf den Gastank brauchte nur bedingt Rücksicht genommen zu werden, denn in den rollenden Eigenheimen gibt es ja deutlich mehr Platz als im PKW und zudem wurde der Tank unterflur montiert.

Der Autogas-Antrieb – bei dem laut Hymer der Verbrauch bei nur 12,5 l pro 100 km liegen soll – ist nur eine von 50 Ideen, die in diesem Reisemobil verwirklicht sind. So findet sich zum Beispiel eine Anhängerkupplung am Bug des Fahrzeuges, um (Boots-)Anhänger leichter rangieren zu können. Ein weiteres Highlight ist der Küchenblock, den man durch ein Fenster nach außen schwenken kann. Kochen und das anschließend leidige Spülen erledigt die „Innovision“-Crew also auf Wunsch unter blauem Himmel. Oder unter einer Markise, auf der Solarzellen zur Stromversorgung platziert sind. Scheint die Sonne nicht, so kommt die Truma-Brennstoffzelle zum Einsatz. Selbstverständlich beziehen sämtliche Verbraucher ihre Energie aus dem Autogastank.

Zapfsäule lenkt den Blick auf LPG
Autogas als preisgünstigen Alternativkraftstoff für Reisemobile in den Blick rücken – das ist auch das Ziel von TSL Feine Manufaktur in Swisttal-Heimerzheim mit dem Markennamen Landsberg. Und so stand auf dem Caravan Salon nur ein Mercedes Sprinter-Chassis hinter einer Autogas-Zapfsäule. Der Literpreis von 66,9 Cent zeigt, wohin die Reise geht. Gut zu erkennen – und auch einzubauen – sind alle Autogas-Komponenten. Da der Landsberg 600 anschließend ein vollintegriertes Reisemobil mit 5 t Gesamtgewicht ist, brauchen die Techniker von Vogels Autogassysteme in Rheinbach, die den Einbau der Landi-Gasanlage vornehmen, nicht in einem engen Motorraum herumkrabbeln. Bequem ist der Sechszylinder-V-Motor mit seinen 258 PS zu erreichen.
Einen 150-l-Autogastank hat Vogels-Chef Elbert Vleesshouwer für den Landsberg 600 vorgesehen. Er wurde auf die rechte Fahrzeugseite vor die hinteren Zwillingsreifen montiert. Natürlich kann auch die Tankgröße bei Landsberg noch verändert werden, schließlich werden diese Luxus-Reisemobile für den Kunden individuell gebaut. Letztlich muss aber das Gesamtgewicht des Fahrzeuges im Auge behalten werden. Da aber auch hier alle Gasverbraucher des Wohnmobiles aus dem Tank gespeist werden, sollte er nicht zu klein ausfallen.

Pickup-Importe aus den USA
Das Thema Autogas beschreitet mitunter merkwürdige Wege. Pickups – also die Kreuzung aus Geländewagen und Kleinlaster – gibt es in Europa nur mit Dieselmotor. Doch genau auf diese Pickups setzt Tischer Freizeitfahrzeuge aus Kornwestheim am Main seine Wohnkabinen auf. Aber Vertriebspartner Büsching Tuning im niedersächsischen Sulingen hat eine Lösung: Er importiert die Pickups aus Amerika, wo sie auch mit Benzinmotoren angeboten werden. Durch den (noch) niedrigen Dollarkurs rechnet sich sogar die Reise über den großen Teich.
Mitsubishi Raider Double Cab 4x4LS mit 3,7-l-Sechszylinder-Motor und 210 PS sowie Toyota Tacoma Double Cab 4x4 mit 4-l-Sechszylinder-Motor und 236 PS sind die beiden Pickups, die Friedrich Büsching für den Caravan Salon importierte. Zur Messe bot er sie für jeweils 32500 Euro an – bereits umgerüstet mit einer Prins-Autogasanlage aber natürlich noch ohne Wohnkabine. Er wirbt mit einem provokanten Spruch in den Seitenscheiben der Messefahrzeuge: „Der Dumme wird beim Tanken blass, der Schlaue fährt mit Autogas“.
Erst durch Anfrage der „Flüssiggas“-Zeitschrift wurde man bei Pössl im bayrischen Ainring auf das Thema Autogas so richtig aufmerksam und reagierte schnell, wie Hans Hanusch erklärte. Da Citroën seit einigen Monaten in einem Teil seiner Vertragswerkstätten autorisierte und mit Garantie versehene Umrüstungen durchführt, bietet Pössl sie jetzt auch seinen Kunden an. Der Einbau der Teleflex-Autogas-Anlage erfolgt zentral in München, anschließend wird der Kastenwagen bei Pössl zum Reisemobil ausgebaut. Dies geht derzeit allerdings nur beim kleinen Jumpy – für den großen Jumper gibt es nämlich bislang nur Dieselmotoren.

 


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