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Inoffizieller Weltrekord für Autogasfahrzeuge bei 333 km/h: Aufgeladener BMW-M5 beansprucht die Speed-Krone


Den offiziellen Weltrekord für das schnellste Autogasfahrzeug hält derzeit noch der Edeltuner AC Schnitzer, der seinen BMW GP 3.10 im italienischen Nardo auf 318,1 Stundenkilometer beschleunigte. Diese Bestmarke pulverisierten kürzlich die Entwickler von G-Power, einen auf extreme Performance spezialisierten Tuningbetrieb aus dem bayrischen Autenzell. Der G-Power-BMW, der auf den sinnigen Namen Hurricane M5 GS hört, schaffte 333 km/h. Nur die Tatsache, dass diese Geschwindigkeit nächtens auf einer bayerischen Autobahn erreicht wurde und nicht unter FIA-Bedingungen auf einer Rennstrecke, verwehrt dem Fahrzeug den Eintrag ins Guinness Buch der Rekorde. Dennoch beteuern die Entwickler, entsprechende Messtechnik an Bord gehabt zu haben.

 

 

Das der G-Power-M5 diese Geschwindigkeit tatsächlich erreicht, steht außer Frage. 660 PS und ein maximales Drehmoment von 650 Newtonmetern schöpft der M5 aus seinen 10 Zylindern, die halb soviel Hubraum aufweisen wie ein handelsüblicher Wassereimer, nämlich insgesamt fünf Liter. Gut 100 PS weniger bringt das Schnitzer-Aggregat auf die Straße,  552 PS und 540 Newtonmeter. Damit sollten, auch von der Papierform, die Fronten geklärt sein.



Drangvolle Enge unter der Haube des Extremsportlers. Der Einbau der beiden Landirenzo-Gasanlagen war schon eine besondere Herausforderung.

Für die Gasversorgung unter der Haube sind zwei speziell modifizierte Anlagen des italienischen Herstellers Landirenzo zuständig. Sie müssen Schwerstarbeit leisten, denn wenn die beiden Hochleistungskompressoren ihren Dienst aufnehmen, müssen die Gaskomponenten eine enorme Menge an Autogas an den zehn Zylinder abliefern. Die Bereitstellung des Treibstoffs ist eine Sache, schwieriger war für den Eigentümer, Peter Arnold von Autogaszen­trum Schwandorf, aber die Unterbringung der Gaskomponenten im an sich schon vollgestopften Motorraum des getunten M5. Dort, wo eigentlich schon serienmäßig gar nichts geht, musste erst das leistungssteigernde Kit von G-Power untergebracht werden und dann auch noch zwei Gasanlagen, jeweils eine für fünf Zylinder. Allein die Einbauzeit nahm fünf Arbeitstage in Anspruch.

Das der Rekord noch nicht offiziell bestätigt wurde, wurmt die Beteiligten ein wenig, denn die Sache ist nicht frei von einer gewissen Pikanterie: Während Schnitzer bei seinem „amtlichen“ Rekordversuch auf eine Gasanlage von BRC setzt, verbaute Peter Arnold natürlich das Konkurrenzprodukt von Landirenzo, wie es sich für einen ordentlichen Importeur gehört. Und die Marketing-Strategen von Landirenzo möchten natürlich gern für sich in Anspruch nehmen, die Gasanlage, oder in diesem Fall: die Gasanlagen für das schnellste Gasfahrzeug der Welt beigesteuert zu haben. So bleibt abzuwarten, ob nicht doch noch irgendwo ein offizieller Angriff auf den Schnitzer-Rekord gestartet wird.


Der BMW M5 Hurricane GS ist derzeit das schnellste Fahrzeug mit Autogasantrieb, auch wenn die offizielle Bestätigung noch aussteht. Sie dürfte wohl nur Formsache sein.


Die Verbrauchswerte des M5 halten sich im Rahmen: 18 l Benzin und 20 l Autogas verbraucht der schnelle Bayer im Normalfall. Doch was ist schon der Normalfall für ein Fahrzeug, das mit einer Höchstgeschwindigkeit von weit über 300 km/h die linke Fahrspur der Autobahn quasi „gemietet“ hat? Deshalb muss Peter Arnold auch abwiegeln: „Den Gastank fährt man schon mal in einer halben Stunde leer. Die Verbrauchswerte sind quasi nach oben offen…“ Dann ist er aber auch schon fast von München aus in Nürnberg, und – wenn er nicht höllisch aufpasst –, mit einigen Punkten sogar schon in Flensburg.

So werden den M 5 wohl die meisten Verkehrsteilnehmer zu Gesicht bekommen: Von hinten.

Ein Blick in die vollen Auftragsbücher von G-Power zeigt, dass etliche „PS-Junkies“ sich von der breiten Masse abheben wollen. Da zeugt, wenn man in diesem Zusammenhang überhaupt davon sprechen kann, der zusätzliche Einsatz von Autogas noch von einer Restmenge „grünen Gewissens“. Für Techniker aber wesentlich interessanter ist die Frage der Machbarkeit. Wenn Gaskomponenten in einem Rekordfahrzeug unter absoluten Extrembedingungen zuverlässig arbeiten, beweist das doch eindeutig, dass es für den Einsatz von LPG nach oben hin keine Grenzen gibt. Und mit dieser Erkenntnis macht die Umrüstung dann wieder Sinn. Wer dem dann immer noch kritisch gegenüber steht, kann sich wieder beruhigen:  Tuning und Gasumbau sind von der Kostenseite im oberen fünfstelligen Bereich angesiedelt, da bleibt die Zahl der potenziellen Anwender eher begrenzt, zumal ja schon das Basisfahrzeug nicht gerade zum Schnäppchenpreis zu haben ist.

 


Gewissensfrage
Darf man ein Fahrzeug mit 5 l Hubraum, knapp 700 PS, einem Verbrauch von 20  l im NEFZ und einem CO2-Ausstoß von ca. 350 g/km als „umweltfreundlich“ bezeichnen? Immerhin emittiert der BMW M5 bei standesgemäßer Fortbewegung sicherlich um die 700 g/km des treibhausschädlichen Gases, denn der CO2-Ausstoß steigt bekanntlich in Relation zum Verbrauch. Die Frage lässt sich bejahen, denn durch bloße Ignoranz verschwinden die Hubraum-Boliden nicht von unseren Straßen. Man denke nur an die vielen VW, Audi, BMW und Mercedes aus einer Zeit, in der die Maxime galt: Hubraum ist durch nichts zu ersetzen, außer durch Hubraum! Wenn man sie schon nicht aus dem Verkehr ziehen kann, dann sollten sie zumindest für die Umwelt „freundlicher“ werden. Und genau an diesem Punkt ist Autogas der richtige Ansatz. Mit einer Autogasanlage spart man so viel ein, wie ein Kleinwagen selbst bei forscher Fahrweise insgesamt emittiert. Und das ist zumindest ein Teilerfolg, auch für die Umwelt.

 

 


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