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Informationshunger bei Werkstätten ungebrochen


Das gut besuchte Symposium auf der 33. Bundestagung des KfZ-Gewerbes trug den klangvollen Titel „Geben Sie Gas“.

 

Die Nachfrage nach Daten, Zahlen, Fakten zum Thema Autogas ist ungebrochen. Die Werkstätten werden zurzeit mit Fragen zur Autogasumrüstung regelrecht überhäuft. Doch auch bei den Umrüstern herrscht noch starker Informations- und Orientierungsbedarf. Rund 200 verantwortliche aus Kfz-Werkstätten und Umrüstbetrieben erhielten jetzt elementare Antworten auf brennende Fragen beim Symposium "Geben Sie Gas".

Die Veranstaltung war Teil der 33. Bundestagung des Zentralverbandes des Deutschen Kraftfahrzeuggewerbes. Vom gesetzlichen Stand der aktuellen Einbau-Vorschriften, über die ECE-Genehmigung bis hin zum Schulungswesen kam alles erschöpfend zur Sprache.
Die Fülle der Fragen und Antworten war im Rahmen von fünf Themenblöcken (Allgemeines, OEM-Fahrzeuge, Nachrüstung, Wasserstoff und Schulungen) vorstrukturiert, so dass die Podiumsmitglieder tatsächlich ein Höchstmaß an Informationen den KFZ-Verantwortlichen lieferten.
Als Vertreter der Flüssiggas-Seite nahm Hanns Richard Hareiner ausführlich Stellung zu bestimmten Fragen. Bereits nach wenigen Minuten stand das politisch zentrale Thema der Mineralölbesteuerung im Raum. Nachdrücklich verwies der DVFG-Vorstandsvorsitzende auf das Engagement seines Verbandes, eine Gleichstellung mit Erdgas als Kraftstoff erzielen zu wollen. In Erwartung einer Verlängerung der Steuerbegünstigung bis 2020 werde auch das Tankstellennetz ausgebaut. "Die Infrastruktur entwickelt sich sehr dynamisch mit 2 bis 3 Eröffnungen pro Woche", erläuterte er vor den rund 200 Fachleuten. Mit ca. 900 Tankstellen insgesamt und 30 BAB-Tankstellen an den Autobahnen sei zudem für Transitreisende aus dem benachbarten Ausland, z.B. aus Polen und den Niederlanden ein gutes Netz geschaffen. Die tausendste Tankstelle werde Anfang 2006 errichtet. Demgegenüber gebe es nur 620 Erdgastankstellen, deren Zahl bis 2007 auf 1.000 aufgestockt werden soll, erklärte Bernd Zimmermann vom Oldenburger Energieversorger EWE - einem Versorger, der Erdgasautos fördert und Erdgastankstellen in Norddeutschland betreibt.

Autogas ist in Europa
erste Kraftstoffalternative
Von der offensichtlich stärkeren Verbreitung von Autogas zeigte sich Alf Mischlich von Opel Special Vehicles (OSV) recht unbeeindruckt. Anders als die englische Schwester Vauxhall und der Importeur Chevrolet wolle Opel Deutschland auf absehbare Zeit keine Flüssiggasfahrzeuge ab Werk anbieten. Obwohl in Europa Autogas als Alternativkraftstoff eindeutig präferiert wird, sei dies kein Thema für den Konzern. Hareiner nannte in diesem Kontext Zahlen, die mehrere im Forum offensichtlich aufhorchen ließen. 4 Mio. Autogasfahrzeuge fahren auf europäischen Straßen. Und die EU-Kommission sehe bis 2010 weiteres Potenzial: 5 % des Gesamt-EU-Fahrzeugmarktes dürften dann mit Flüssiggas fahren. Deshalb werde auch in Deutschland die Nachrüstung dominierend bleiben, zumal derzeit noch wenige Importeure - beispielsweise Subaru, Chevrolet, Isuzu und Lada - Werkslösungen anbieten und deutsche Hersteller kaum Lösungen im Portfolio anbieten würden.
Entsprechend hoch sei also das zukünftige Potenzial an Nachrüstungen in Deutschland. Die Prognosen des letzten Fortschrittsbericht der Bundesregierung zur nationalen Nachhaltigkeitsstrategie seien eindeutig: Ausgehend vom aktuellen Sockel von rund 40.000 Fahrzeugen werden bis 2020 hiernach 1, 5 % der Fahrzeuge in Deutschland mit Autogas fahren. "Damit würde die Zahl der Autogasfahrzeuge bis zu diesem Zeitpunkt nahe an die Millionen-Grenze heranrücken. Auch hierbei dürften größtenteils Nachrüstungen zum Einsatz kommen", so Hareiner.

Zertifizierung der Erdgaslieferanten
ersetzt nicht Zulassung
Anders gestalte sich die Lage bei den Erdgasfahrzeugen. Nach Aussage von Bernd Zimmermann, Sonderprojektleiter Gasanwendung bei der EWE in Oldenburg, hat das norddeutsche Unternehmen seit 2000 rund 3.000 Erdgasfahrzeuge bezuschusst. Damit sich der Anteil an Erdgas-Umrüstungen in Deutschland erhöhen kann, wollen die EWE und andere Erdgasversorger ein Zertifizierungsverfahren für Nachrüstbetriebe einführen, um Werkstätten verstärkt in Marketing-Maßnahmen der Erdgasseite einzubeziehen. Deshalb wolle die Erdgasseite verlässlich arbeitenden Umrüstbetrieben ein Zertifikat verleihen. Hier griff sofort Rudolf Schüssler, Technik-Geschäftsführer des Zentralverbandes des Deutschen Kraftfahrzeuggewerbes (ZDK) in die Diskussion ein. "Auf keinen Fall", so seine Mahnung an die Erdgasseite, soll das Zertifikat mit der Anerkennung "in eine Topf geschmissen werden". Denn eine Anerkennung werde nur auf Basis der vom ZDK angebotenen GSP- und GAP-Lehrgänge ausgesprochen, betonte der Experte. Vehement wandte er sich dagegen, diese offensichtliche Marketing-Maßnahme der Gaslieferanten als Ersatz für eine Anerkennung anzusehen. Sein klares Fazit: "Die Anerkennung von GSP- bzw. GAP-Werkstätten durch die Kfz-Innungen erfolgt auf Grund der Vorschriften in der Straßenverkehrszulassungsordnung (StVZO). Wenn nun eine Werkstatt die amtlichen GAP- oder GSP-Prüfungen durchführen will, so muss die Werkstatt eine Anerkennung bei der Kfz-Innung beantragen. Eine Voraussetzung für diese Anerkennung ist die erfolgreiche Teilnahme an der eintägigen GAP-Schulung oder der dreitägigen GSP-Erstschulung. Die Zertifizierung von Werkstätten durch die Erdgasversorger ist etwas ganz anderes. Hier wird letztlich vom Zertifizierer - also vom Erdgasversorger - festgelegt, welche Voraussetzungen von der Werkstatt zu erfüllen sind. Daher kann eine Zertifizierung niemals eine Anerkennung ersetzen."

 


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